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Historische Rebsorten

Informationen zu Rebsorten
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Externer Link: Historische Rebsorten im Rheingau




Diese 10 Reben, die von Originalreben der Sorte "Tauberschwarz" in Zielona Gora veredelt wurden, stifteten wir den Grünberger Winzern mit der Hoffnung, dass die große Tradition des Weinbaus in der Region Zielona Gora (Grünberg) wieder aufleben möge...

Auf der Suche nach alten Rebsorten in Zielona Gora (Grünberg)  Reise 2
Auf dieser Reise wurden von Andreas Jung weitere Reben identifiziert und anschließend im Auftrag der Stadt Grünberg (Zielona Gora) und der Grünberger Winzervereinigung zusammen mit der Rebenveredlung Antes zur Erhaltung weitervermehrt. Ziel ist es, nach entsprechender Prüfung autochtone Klone der Region Zielona Gora zu erhalten.

Deutsche Genbank Reben freigeschaltet
Mit der Deutschen Genbank Reben (DGR) wird erstmals das Wissen, welche Rebsorten in den Sortimenten der Partner der DGR existieren, zusammengeführt. Bereits jetzt mit dem Start sind in der DGR über 5.000 Rebsorten oder Akzessionen aufgenommen. Damit kann langfristig die Biodiversität, die Vielfalt der Weinreben nachhaltig gesichert werden“, freute sich Julia Klöckner, die mit einem Knopfdruck die Datenbank für jedermann zugänglich machte. „Die Bundesregierung trägt mit der Etablierung dieser und anderer Genbanken dazu bei, dass auch künftigen Generationen die immer wertvoller werdenden pflanzengenetischen Ressourcen zur Verfügung stehen“, so Klöckner weiter. Die DGR hat sieben Kooperationspartner. Die Koordination liegt in den Händen des Julius Kühn-Instituts (Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen), einer von vier Forschungseinrichtungen des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Die Partner der Genbank Reben haben sich verpflichtet, die Sortenvielfalt der Weinreben in Deutschland zu bewahren. Forscher, Züchter und Interessierte können über die Genbank auf Material der Sammlungen zugreifen. Ein wichtiger Aspekt, wenn es um züchterisch wichtige Ziele wie die Anpassung neuer Rebsorten an veränderte Umwelt- oder Klimabedingungen oder die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten geht. Alle bereits in die Datenbank importierten Rebsortendaten der Kooperationspartner sind ab sofort im Internet zugänglich und frei recherchierbar. Es kann gezielt nach Rebsortennamen oder nach bestimmten Merkmalen wie zum Beispiel Farbe der Beeren, Herkunft, Nutzung und Züchter gesucht werden. Die Arbeit ist mit dem Startschuss aber noch lange nicht beendet. In den kommenden Jahren gilt es, die Genbank Reben mit züchterisch wichtigen und historischen Rebsorten zu ergänzen sowie den Datenbestand zu den einzelnen Akzessionen zu verbessern. Außerdem sollen genetische Fingerabdrücke eingesetzt werden, um die oft schwer zu unterscheidenden Sorten und Akzessionen eindeutig zu bestimmen und zuordnen zu können. Die Datenbank wurde vom Julius Kühn-Institut programmiert. Sie ist an dessen Hauptsitz in Quedlinburg angesiedelt und wird von dort betrieben. Am JKI-Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof selbst werden für die Genbank derzeit rund 3.900 Rebsorten und Akzessionen gepflegt. Deutsche Genbank Reben www.deutsche-genbank-reben.jki.bund.de (jki)

In der Fernsehsendung Herrliches Hessen am 26.10.2010 gab es einen Filmbeitrag zum Thema. Historische Rebsorten und Biodiversität / Historical grapevine-varieties and biodiversity
- Landwirtschaftliche Kulturpflanzen sind ein bedeutender Teil der biologischen Vielfalt der Erde und Grundlage einer sicheren und gesunden Ernährung. - Die Erhaltung der Lebensraumvielfalt, der Artenvielfalt und des Formenreichtums innerhalb der Arten sichert die Funktionsfähigkeit von Ökosystemen, mithin die Produktionsgrundlage in der Agrarwirtschaft. - Zahlreiche Arten sind zugleich genetische Ressourcen für die Pflanzenzüchtung, ohne die eine Anpassung unserer Kulturen an künftige Anforderungen (z.B. Klimawandel) nicht möglich wäre. - Da die Vielfalt bedroht ist, hat die UNO das Jahr 2010 zum internationalen Jahr der Biologischen Vielfalt ausgerufen. - Auch im Weinbau geht mit jeder ausgestorbenen Sorte wirtschaftliches Potenzial für künftige Generationen verloren. - Daher wurden ab 2007 in einem Projekt der Bundesregierung zur „Erfassung rebengenetischer Ressourcen“ durch den Ampelographen (=Rebsortenkundler) Andreas Jung 350 Rebsorten in 750 alten deutschen Weinbergen erfasst. - Darunter fanden sich 242 autochthone Rebsorten, von denen 88 in Deutschland verschollen waren! - Mit 82 historischen Sorten stellt die Bergstraße die Region mit der größten Vielfalt und der höchsten Sortendichte in Deutschland dar! - Das hat uns veranlasst, hier eine Vielzahl dieser Sorten anzupflanzen, die jährlich von prominenten Persönlichkeiten unserer Region geerntet werden. - Abgefüllt als Multi-Rebsorten-Cuvée „Botschafter der Bergstrasse“ symbolisieren sie die historische und rebengenetische Vielfalt unserer hiesigen Weinkultur. Folgende Sorten sind nun mit je einem Erhaltungstock vertreten: Madeleine Angevine, Luglienga Bianca, Trollinger rot, Neuburger / Weisser Veltliner, Fitzrebe, Bouvier, Goldriesling, Veltliner Frührot, Blank Blau, Elbling weiss, Medoc noir, Hartschwarz, Madeleine Royale, Pagadebit, Passatutti Portugieser weisser, Große Blaue Urbanitraube, Ortlieber, Chatus, Blaue Risaga, Balint / Köverszölö, Bouquettraube, Süßschwarz, Primus, Scheuchner, Tressot panaché, Muskat Gutedel, Möhrchen, Madeleine Oberlin, Perle von Csaba, Ahorntraube / Schapatna, Zimmettraube schwarze, Räuschling, Schwarzer Muskatgutedel, Gänsfüsser, Elbling Rot, Pamid, Schwarzer König /Brun Fourca, Mascontraube / Dimjat, Szagos Bajnar, Vogelfränkische, Grec Rose, Vogeltraube, Ahornblättriger Wippacher, Bettlertraube, Szagos Bajnar, Mädchentraube / Panse Commune rouge, Black Hamburg / Morrastrel, Früher Blauer Ungar, Vranac-Typ, Alfonse Lavallé, Acosenga / Agostenga Rosa. In einer früheren Pflanzung zur Einweihung des Erlebnispfads Wein und Stein hatten wir bereits die folgenden Sorten gepflanzt: Roter Riesling, Blauer Willbacher (=blauer Elbling), Zinfandel, weißer Olber, weißer Elbling, Orangetraube, Schwarzelbling, Fürstentraube, weißer Augster, gelber Orleans, Weißer Heunisch Kl. 18 Gm, Laska, Schwarzer Urban, Blauer Urban, Roter Urban, Roter Heunisch, Bouquetttraube, Putzscheere, Lamberttraube Kl 6 Gm, Hanns, Blauer Affenthaler, Courtillier Musque, Fitzrebe, Gelbhölzer, weißer Ofner, Bronnertraube. Wir möchten mit der Pflanzung dieser Reben symbolisch auf die Dringlichkeit des Erhalts rebengenetischer Ressourcen hinweisen! Die Auswirkungen des Klimawandels haben gezeigt, wie notwendig vielleicht einmal die genetischen Rebressourcen für spätere Generationen sind!

Diese und ähnliche Pressemeldungen von 2003 ließen uns aufhorchen und alle "Alarmglocken" an der Bergstrasse läuten: Siebeldingen/Heidelberg / 08.06.2003
Primitivo an der Bergstrasse - Rebforscher entdecken uralte Weinberge
Zwei Forschern des Instituts für Rebenzüchtung Geilweilerhof im pfälzischen Siebeldingen ist ein sensationeller Fund gelungen. An der Bergstrasse und bei Leimen südlich von Heidelberg entdeckten sie vier Weinberge mit Rebbeständen, die ein Alter bis zu 200 Jahre erreichen. Darin befindet sich eine Reihe von Rebsorten, die in Deutschland als so gut wie ausgestorben galten bzw. von deren Existenz man bislang nichts wusste. Darunter auch den genetisch mit dem amerikanischen Zinfandel identischen Primitivo aus Kroatien, der offensichtlich früher auch am Rhein heimisch war! Insgesamt konnten der Doktorand und Diplom-Biologe Andreas Jung und die auf Ampelographie spezialisierte Wissenschaftliche Oberrätin Dr. Erika Dettweiler-Münch in den vier historischen Weinbergs-Anlagen rund 50 Rebsorten identifizieren darunter auch den weissen Heunisch jene legendäre mittelalterliche Rebsorte, die als Elternteil von 76 heutigen Edelreben gilt wie dem Elbling, dem Chardonnay, dem Lemberger und dem Riesling. Seit 1996 bemüht sich das Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof in Siebeldingen an der Südlichen Weinstrasse gezielt um die aktuelle Bestandsaufnahme, Identifizierung, Sicherung, Neubeschreibung und Evaluierung der alten Landrebsorten des deutschsprachigen Raums. Mit seiner AG „Genetische Ressourcen der Weinrebe“, dem weltweit zweitgrössten Rebsortiment, einem einzigartigen Rebsortenherbarium und seinem 18.000 Rebsorten und ihre Synonyme umfassenden „Vitis International Variety Catalogue“ verfügt es über eine herausragende wissenschaftliche Kompetenz für die sichere Identifizierung und ‑charakterisierung von Rebsorten. In dem Bericht der beiden Wissenschaftler heisst es u.a.: "Während Mitte des 19. Jahrhunderts noch mehr als dreihundert verschiedene Rebsorten und hunderte von Klonen in den deutschen Weingärten vorkamen, ist die Zahl wirtschaftlich bedeutender Rebsorten heute auf kaum mehr als ein Dutzend Sorten und wenige zugelassene Ertragsklone zusammengeschrumpft. Überreste der einstigen Rebsortenvielfalt haben als kleine Restpopulationen meist nur in den wissenschaftlichen Rebsortimenten überlebt. Gelegentlich findet man noch einzelne alte Rebstöcke in Privatgärten oder als wurzelechte Hausreben an alten historischen Gebäuden. Die alten, noch diversifizierten Weinberge sind durch Reblauskrise, Flurbereinigung und Rationalisierung nach und nach und nicht zuletzt unter dem Druck des deutschen Weingesetzes durch sortenreine, rationell zu bearbeitende Produktionsanlagen ersetzt worden, in denen eine einzige Sorte monoklonal angebaut wird. Die vier jetzt untersuchten historischen Weinberge, die zwischen 80 und 200 Jahre alt, weisen noch die typischen Merkmale der alten Weinbautradition auf: wurzelechte Pflanzung, gemischter "Rebsatz" mit verschiedenerlei Rebsorten und Klonen, ungleichaltrige Bestandsstruktur der verschiedenen Rebstöcke, hohe Pflanzdichte mit engen Zeilenabständen sowie eine niedrige, bodennahe Stammerziehung. Auch wenn die Tradition der "Bergsträsser Kammererziehungsart" bis auf wenige Ausnahmen durch die ähnliche, heute allgemein übliche Drahtrahmenerziehung ersetzt wurde, so sind diese alten Weinberge in ihrer Struktur und Zusammensetzung so typisch erhalten geblieben, dass sie als letzte museale Zeugnisse der Weinbaukultur des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts bewertet werden können." Insgesamt handelt es sich um drei 100- bis 200jährige Weinberge an den kleinparzellierten, weitgehend von Flurbereinigung und der Reblaus verschont gebliebenen Hängen der badischen Bergstrasse zwischen Dossenheim und Heidelberg / Handschuhsheim und um einen 80 Jahre alten, nur noch aus drei langen Rebzeilen be­stehenden Weinberg zwischen Leimen und Heidelberg / Rohrbach. Der älteste und grösste Weinberg mit etwa 850 Rebstöcken in zwölf Rebzeilen wird in der siebten Generation bewirtschaftet. Es handelt sich um eine recht steile, schon von den Römern bebaute Südwestlage. Trotz des dominierenden Rieslings weist der Weinberg immerhin 21 unterscheidbare Rebsorten auf. Völlig unbekannt ist eine kleinbeerige, durch die uneinheitliche Beerenreife noch sehr an Wildreben erinnernde blaue Rebsorte wie auch das einzige Exemplar einer spätreifenden, rosa-weissfarbenen Sorte aus der Veltliner-Gruppe, die höchstwahrscheinlich mit dem verschollenene weissen Veltliner identisch ist. In direkter Nachbarlage befindet sich der zweite Weinberg, ein ebenfalls noch weitgehend im Original erhaltenes Rebstück mit etwa 100 meist alten Rebstöcken, die ausschliesslich zur Tafeltraubenproduktion dienten. Die Grossmutter des heutigen Besitzers hat in jungen Jahren die dort produzierten Esstrauben auf den Heidelberger Markt getragen. Spektakulär ist hier der Fund der alten spätreifenden Rebsorte Gelber Orleans, die hier gerade noch mit drei alten Rebstöcken überlebt hat. Weiter in Richtung Norden, auf die Gemarkung von Dossenheim zugehend, befand sich im unteren Viertel eines sich handtuchförmig den Hang hinauf ziehenden Gartengrundstücks der dritte Weinberg, eingebettet zwischen Streuobstbeständen, Gebüschen und den Nachbargärten. Glücklicherweise konnte dieser Weinberg vor seiner Rodung noch wissenschaftlich bearbeitet werden, so dass das wertvolle genetische Sortenmaterial rechtzeitig vermehrt werden konnte und vorerst am Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof gesichert wurde. Es handelte sich hier um den sortenreichsten der vier Weinberge, der mit seinen rund 500 Rebstöcken in sieben eng stehenden Rebzeilen zur Selbstversorgung mit Esstrauben und Wein diente. Den Hauptsatz bildeten ertragssichernde alte Rebsorten wie der Blaue Elbling (24 %), der weisse und rote Elbling (10 %), die aus Ungarn stammende Putzscheere (10 %), der grüne Silvaner (8 %) und zwei recht häufige Rotweinsorten mit grossen, blauen Trauben. Während die Identität der einen blaubeerigen Sorte (8 %) noch nicht eindeutig geklärt werden konnte, so handelt es sich bei der zweiten Rotweinsorte um die wohl aus Kroatien stammende Rebsorte Primitivo (6 %). Typisch für diesen Weinberg waren die mehr als zehn noch unbekannten, nur vereinzelt eingestreuten Rebsorten, die die Sammelleidenschaft und Experimentierfreudigkeit der alten Winzergeneration ausdrückten. An einer ganz in der Nähe gelegenen Feldsteinmauer wurden noch die letzten Exemplare der für Heidelberg wohl bezeichnendsten Rebsorte gefunden. Es handelt sich um vier uralte Stöcke der Seidentraube, eine frühreifende, sehr wohl schmeckende Tafeltraube, die einst in den alten Seidengärten Heidelbergs zusammen mit den Maulbeerbäumen angepflanzt wurde. Der jüngste, fast schon sensationelle Weinbergsfund umfasst einen nur drei Rebzeilen grossen Rebstreifen mit 233 etwa 80 Jahre alten Rebstöcken, die an den Hängen zwischen Heidelberg und Leimen erhalten geblieben sind. Mit 19 Prozent Grünem Silvaner, 16 Prozent Weissem Elbling und 16 Prozent der aus Ungarn stammenden Putzscheere sind wieder die typischen ertragssichernden Rebsorten vertreten, hinzu gesellen sich allerdings mit einem überraschend hohen Anteil von 14 Prozent der Weisse Honigler (Mézes Fehér), eine grosstraubige, bei Vollreife honigsüsse Rebsorte aus Ungarn, die für das Heidelberger Gebiet bislang nicht belegt war. Zum ungarischen Dreigespann gehört mit sensationellen neun Prozent auch der Weisse Heunisch, eine durch das ganze Mittelalter überall am Rebsatz beteiligte Rebsorte. Nachdem der Heunisch nur noch in wenigen Sortimenten in kleinsten Stückzahlen überlebt hat, ist dies der erste Neufund seit mehreren Jahrzehnten. Mit sechs Prozent ist auch hier wieder die rote Rebsorte Primitivo (Zinfandel) vertreten, die offensichtlich den Sprung über den Neckar geschafft hat. Diese international berühmte Rotweinsorte war bislang für Deutschland nicht belegt, muss aber im Gebiet recht häufig gewesen sein. Der noch vor 100 Jahren um Heidelberg flächig in der Ebene angebaute Rote Veltliner hat mit immerhin noch drei Prozent überlebt. Die aus Österreich stammende, wegen ihrer ungleichzeitigen Beerenreife etwas problematische Rebsorte, galt wegen ihrer Ähnlichkeit zum nah verwandten Frühroten Veltliner in den deutschen Rebsortimen­ten bis vor kur­zem als verschollen. Wenn man die gefundenen  Sorten nach ihrer geographischen Herkunft ordnet, so stellen die aus dem südosteuropäischen Raum stammenden, ertragssichernden Rebsorten Heunisch, Putzscheere, Honigler, Veltliner, Welschriesling, Silvaner, Lemberger, Primitivo und Portugieser einen nicht unbeträchtlichen Anteil dar. Aus Frankreich stammen u.a. Auxerrois, Chardonnay, Ortlieber und die Burgundersorten, aus Norditalien nur der Trollinger, während Traminer, Riesling, Roter und Weisser Elbling sowie wahrscheinlich der Blaue Elbling nach Ansicht der beiden Rebforscher als "originär fränkisch-allemanische Sorten" betrachtet werden können.


Über den Erhalt rebengenetischer Ressourcen im Zeitalter des Klimawandels veröffentlicht anlässlich des KLARA-NET Themengruppentreffens am 8.10.2009 in Heppenheim. Erste Presseberichte und Kommentare dazu: Der ZINFANDEL wächst wieder an der Bergstrasse !
Deutschland blickt auf eine 2000-jährige Weinbautradition in wechselnden Klimaphasen zurück. In der mittelalterlichen Warmzeit um 1000-1350 umfasste die maximale Ausdehnung eine gegenüber heute 3-fach größere Rebfläche, die bis zur Ostsee reichte und aus einer Vielfalt von spät reifenden, fruchtbaren und robusten Sorten bestand. Während der Klimadepression der Kleinen Eiszeit (1450-1850) schrumpfte die Fläche drastisch. Nur frostresistente Rebsorten überlebten und von der historischen Sortenvielfalt ist nicht viel geblieben. Weitere Gründe hierfür sind vielfältig: Reblauskatastrophe, aus Amerika eingeschleppte Pilzkrankheiten und großflächige Flurbereinigungen erzwangen die Neustrukturierung des Rebgeländes. Die moderne Rebengesetzgebung  schränkte das Sortenspektrum auf wenige zugelassene Qualitätssorten ein. In einem vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz (BMELV) finanzierten Projekt zur „Erfassung rebengenetischer Ressourcen in Deutschland“ wurden von Andreas Jung über 600 uralte Weinberge in ganz Deutschland aufgesucht und darin verbliebene alte Reben bestimmt und erfasst.  Die Funde haben gezeigt, dass es mit über 215 nachgewiesenen Traditionssorten noch eine unerwartete Vielfalt historischer Sorten gibt. Insbesondere an der Bergstrasse sind 82 Traditionssorten gefunden worden! Die kulturhistorisch sensationellen Funde (2002) der international renommierten Rotweinsorte Primitivo = Zinfandel haben zu Tage befördert, dass diese ursprünglich ungarische Sorte unerkannt seit über 400 Jahren an der Bergstrasse angebaut wurde! Erst in den letzten Jahrzehnten hat sie eine Weltkarriere in Italien und Kalifornien gemacht und die Aufklärung ihrer Geschichte mittels DNA-Analyse liest sich wie ein Krimi. Angesichts der Klimaerwärmung könnten nun viele der alten spät reifenden Traditionssorten eine neue Bedeutung erlangen. Daher hat sich die Rebenveredlung Antes in Verbindung mit Rebzüchtern (FA Geisenheim und Andreas Jung) dazu entschieden, in einem Pilotversuch den Zinfandel im Vergleich zu südländischen Sorten wie Merlot, Cabernet Franc, Syrah und Cabernet Sauvignon zu kultivieren. Die Bergsträsser Winzer eG wird ihn bis zur Vermarktung bringen und so neben den südländischen auch die alten und klimawandelresistenten Sorten an der Bergstraße wieder etablieren. Mit der autochthonen Sorte „Roter Riesling“ – Urform des bekannten weißen Rieslings – ist dies bereits zusammen mit der FA Geisenheim gelungen. Ebenso mit einer anderen alten Bergsträsser Landsorte: Dem „blauen Willbacher“, der sich inzwischen als identisch mit dem „blauen Elbling“ aus Nordbaden und vom Neckar herausgestellt hat. Für das Zinfandel-Projekt wurde im Frühjahr 2009 ein erster Weinberg gepflanzt. Dies sind die ersten neu selektionierten und als krankheitsfrei getesteten Nachkömmlinge von den original Bergsträsser Fundorten! Sie dienen dazu, vermehrungsfähiges Material zur Pflanzung anderer Zinfandel-Weinberge herzustellen. Außerdem geht es darum, die Leistungsdaten (Ertrag, Qualität, Inhaltsstoffe) mit Merlot, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon und Syrah zu vergleichen. Der Versuch wurde bewusst am hoch frequentierten „Erlebnispfad Wein und Stein“ platziert. In unmittelbarer Umgebung stehen schon Infotafeln zum Klimawandel und ein Schau-Weinberg mit zahlreichen anderen alten Rebsorten. Sollten die Erfolgserwartungen erfüllt werden, könnte später ein größeres Projekt mit erhaltungswürdigen autochthonen Sorten in Angriff genommen werden und die Bergstrasse noch stärker zu einem Zentrum nationaler genetischer Reben-Ressourcen machen. Projektträger:
Rebenveredelung Antes Ansprechpartner: Reinhard Antes Dipl. Weinbauingenieure Reinhard und Helmut Antes
Königsberger Strasse 4
D 64646 Heppenheim
Tel 0049 (0)6252 77101
Fax 0049 (0)6252 787326 Internet: www.traubenshow.de und www.antes.de Projektpartner:
(1) Büro für Rebsortenkunde und Klonzüchtung Andreas Jung (2) Forschungsanstalt Geisenheim, Institut für Rebenzüchtung (3) Bergsträsser Winzer eG www.bergstraesserwinzer.de Literaturhinweise und Links zum Thema:
RV Antes: www.traubenshow.de  (Links, Sorteninformationen, autochtone Sorten) u.a.:  http://www.weinundstein.net/index.php/stationen-reben-geologie/die-stationen/autochtone-rebsorten?start=1  http://www.traubenshow.de/index.php?option=com_content&view=article&id=1427:


Deutschlandfunk: Interview mit Andreas Jung
Klimaerprobte Reben- Weinbauexperte fahndet nach jahrhundertealten Traubensorten Von Kay Müllges  (Video nicht mehr online)
Agrarforschung. - Einige von Deutschlands berühmten Rebsorten drohen dem Klimawandel zum Opfer zu fallen. So dürfte es in 100 Jahren etwa dem Riesling hierzulande weitgehend zu warm sein. Doch möglicherweise gibt es vielversprechenden Ersatz unter den Rebsorten, die seit Römerzeiten oder dem Mittelalter hier überlebt haben. Ein Rebsortenarchäologe sucht die belastbaren Traubenvarianten. Wissen Sie was ein blauer Kölner ist? Klar doch, werden Sie sagen. Es ist ja bekannt, das der gemeine Domstädter besonders jetzt, in der fünften Jahreszeit, gerne mal alkoholisiert durch die Straßen seiner Heimatstadt wankt. Die Antwort ist aber falsch, sagt Deutschlands einziger Rebsortenarchäologe Andreas Jung: "Der blaue Kölner ist noch ein alter Hausstock gewesen, an der Donau, in der Nähe von Regensburg. Also außerhalb des eigentlichen Kernweinbaugebiets in Franken, sondern eben als Relikt früherer Zeit als Hausstock in Regensburg. Und der Winzer der ihn heute hat, in seinem Garten hat von diesem Hausstock Ableger gemacht und hat die in seinem Garten gepflanzt und davon stammt das Holz." Der blaue Kölner ist also eine Rebsorte. Im Mittelalter war die in unseren Breiten weit verbreitet, doch sie galt als seit mehr als 200 Jahren ausgestorben. Der Name hat im Übrigen auch nichts mit der Stadt Köln zu tun, sondern stammt vom ungarischen Wort für schlehenblau ab. Andreas Jung hat die lange vergessene Rebsorte nun wiedergefunden. Gefördert wird sein Forschungsprojekt mit dem etwas sperrigen Titel "Erfassung rebengenetischer Ressourcen" vom Bundeslandwirtschaftsministerium. Jung: "Es geht darum, die alten Rebsorten, die vor 100 oder 200 Jahren in Deutschland noch angebaut wurden, wiederzufinden, weil diese Sorten in Deutschland fast ausgestorben sind, teilweise hab ich sogar Sorten gefunden die tatsächlich ausgestorben waren. Jetzt in Bezug auf die Agenda 21 und den Erhalt der genetischen Vielfalt und auch in Hinblick auf den Klimawandel sind das Sorten, die auch in Zukunft interessant sein könnten." Im Verlauf des Projektes konnte Andreas Jung bislang 37 vergessen geglaubte Rebsorten wieder auf spüren. Dabei ist er natürlich auf die Mitarbeit der Winzerinnen und Winzer angewiesen. Die können ihm melden, wenn sie glauben, in ihrem Weinberg verberge sich eine alte, vergessene Rebsorte. Jung fährt dann hin, nimmt den Stock in Augenschein und erstellt gegebenenfalls einen genetischen Fingerabdruck der Rebe. Manche von denen, wie etwa der blaue Kölner, der Adelfränkisch oder auch der Süßschwarz wurden in Deutschland schon vor mehr als 1000 Jahren angebaut. Und sind gerade deshalb heute wieder interessant, meint Andreas Jung. "Gerade die 1000jährigen Sorten die haben eine Warmzeit erlebt, die haben die 300jährige kleine Eiszeit erlebt, die haben alle möglichen Klimawirren und ökologischen Änderungen überlebt. Also die sind standorterprobt für unsere hiesigen Breiten. Und diese Sorten in Wiederanbau zu nehmen ist relativ risikolos, weil man eben weiß, wenn sie diese letzten 1000 Jahre überlebt haben, können sie auch jetzt im Weinberg eigentlich nicht viel Schaden anrichten." Allerdings stehen einer echten Renaissance der alten Sorten noch viele, nicht zuletzt bürokratische Hürden entgegen. Denn das deutsche Weinrecht behandelt historische Sorten wie Neuzüchtungen. Das heißt sie werden einem komplizierten Zulassungsverfahren unterworfen, das bis zu 15 Jahre dauern kann und für den Winzer mit erheblichen Kosten verbunden ist.

Erfassung Rebengenetischer Ressourcen in Deutschland:
Verschollene Rebsorten klären Sortengeschichte Wiedergabe an dieser Stelle mit freundlicher Genehmigung des Autors! Autor: Andreas Jung
Büro für Rebsortenkunde und Klonzüchtung, Lustadt
ARGE Erfassung rebengenetischer Ressourcen in Deutschland Jung + Fischer GbR
 andreas.jung@online.de

Einleitung
Bereits im Jahr 2002 gingen die ersten Meldungen von sensationellen Sortenfunden in alten Weinbergen an der Badischen Bergstrasse durch die Presse (Jung&Dettweiler 2002). Im weiteren Verlauf stellte sich heraus, dass das Gebiet der Badischen Bergstrasse um Heidelberg eine einzigartige Dichte an traditionellen, teils ausgestorben geglaubten Rebsorten in über Jahrhunderte entwickelter Konvielfalt aufweist. Bis Ende 2006 wurden 21 alte Weinberge kartiert und 65 traditionelle und historische Rebsorten nachgewiesen (Jung 2005, 2006). Das kleinräumig strukturierte Gebiet ist von Flurbereinigungsmaßnahmen verschont geblieben. Die bis über 200-jährigen Weinberge sind seit Generationen in Familienbesitz und dienten der Selbstversorgung mit Wein und zur lokalen Versorgung der Wochenmärkte mit Tafeltrauben. Ohne den Preisdruck des Weinmarkts gab es keine Notwendigkeit zur Modernisierung. Für den jährlichen Haustrunk reichten die alten Anlagen aus. Die Reben sind noch wurzelecht im traditionellen Mischsatz von meist 15 (9 – 33) Rebsorten gepflanzt. Überalterte Stöcke wurden in den dicht bestockten Anlagen systematisch verjüngt, so dass die Alterstruktur sehr heterogen ist. Das Sortenspektrum ist ungewöhnlich vielfältig. Zweithäufigste Rebsorte
nach Riesling ist die nicht klassifizierte Rebsorte Blauer Elbling. Sie ist die wohl noch häufigste historische Rebsorte mit autochthonen Vorkommen in Deutschland. Neben dem ganzen Spektrum der in Deutschland klassifizierten, traditionellen Rebsorten findet man an der Badischen Bergstrasse noch eine Reihe international renommierter, aber vernachlässigter Sorten wie Auxerrois, Welschriesling, Roter Veltliner, Frühroter Veltliner, Brauner Veltliner, Roter und Weisser Muskateller, Bouquettraube (Goethe 1887) und Zinfandel. Vergleichsweise häufig begegnet man historischen Sorten wie Weisser Heunisch (Trummer 1841), Weisser Tokayer (Metzger 1827), Honigler (Trummer 1841), Weisser Hudler (Trummer 1841), Bettlertraube (Trummer 1841) und der für Heidelberg so typischen Gelben Seidentraube (Babo&Metzger 1836), die mit den Maulbeerbäumen in den einstigen Seidengärten angebaut wurde. Einzelne Stöcke von Seltenheiten wie Orleans (Trummer 1841), Weisser Veltliner (Babo&Metzger 1836), Harslevelü (Nemeth 1967), Rote Lambertraube (Trummer 1841), Roter Heunisch (Trummer 1841), Früher Blauer Wälscher (Trummer 1841), Blauer Blank (Trummer 1841), Gänsfüßer (Trummer 1841) oder Blauer Heunisch (coll. Gf) runden das Bild ab. Selbst ausgestorbene Sorten wie Fütterer (Babo&Metzger 1836) und Kleinedel (Babo&Metzger 1836) konnten vom Autor aufgespürt und gerettet werden (Jung 2007 a). Dank des Prämiensystems wurde der Bestand mit den 3 letzten Pflanzen des Kleinedel im Dezember 2007 gerodet. Überhaupt sind die alten Weinberge hochgradig gefährdet. Die Besitzer sind im stolzen Rentenalter. Es ist absehbar, dass sie ihre Weinberge nicht mehr lange selbst bewirtschaften werden können. 5 der einst 21, mehrheitlich in Privatinitiative inventarisierten Weinberge sind nicht mehr existent, einige in extrem schlechten Erhaltungszustand. Diese dringliche Situation führte zur privaten Erhaltungsinitiative des Rebsortenbüros Andreas Jung zusammen mit Andreas Schäffer, Winzer aus Lustadt. Ein Weinberg mit über 260 in 15 Weinbergen selektierten Sortenklonen aus Heidelberg wurde mit behördlicher Genehmigung in Lustadt angelegt (Jung 2007 a). Weinbergspatenschaften können erworben werden. Weitere Erhaltungsprojekte sind in Vorbereitung.
Diese Fülle von nahezu ausgestorbenen, aus der modernen Weinbergsflur längst verschwundenen Rebsorten kam recht unerwartet. Seit Jahresbeginn 2007 möchte der Bund über das dreijährige Erhebungsprojekt Erfassung rebengenetischer Ressourcen in Deutschland noch vorhandene alte Rebsorten möglichst vollständig auffinden und identifizieren lassen. Von besonders wichtigen Rebindividuen sollen hierbei mit Einverständnis der Winzer Reiser für eine Duplikaterhaltung am Julius Kühn–Institut Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI), Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof genommen werden. Ein besonderes Augenmerk wird auf die nur noch in Kleinstmengen vorhandenen oder bereits verschollenen historischen Rebsorten gelegt sowie auf Klone züchterisch vernachlässigter, traditioneller Rebsorten, deren Erhaltungsbasis unzureichend ist. Mit der Erfassung hat die Bundesanstalt für
Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) die Arbeitsgemeinschaft Erfassung rebengenetischer Ressourcen in Deutschland Jung + Fischer GbR beauftragt. Gemäß den von den Ländern geführten EU-Weinbaukarteien gab es im Frühjahr 2007 bundesweit noch etwa 3300 Rebparzellen, die vor 1950 angelegt wurden. Die Zahlen unterliegen einem rasanten Abwärtstrend. Während in Franken vor wenigen Jahren noch über 1000 alte Weinberge registriert waren, sind es heute noch knapp über 400 registrierte Parzellen mit rund 300 Bewirtschaftern. Ohne die Weinberge mit Müller-Thurgau sind es 268 mehrheitlich von Silvaner dominierte Altbestände. Grundsätzlich unterliegen die in der EU-Weinbaudatei gespeicherten Daten dem Datenschutz, so dass die Eigentümer alter Weinberge in den meisten Fällen nicht direkt ermittelt werden können. Ein Großteil der mittlerweile bekannten Besitzer alter Weinberge hat sich freiwillig rückgemeldet, entweder auf den von den Behörden verschickten Aufruf der ARGE oder auf die zahlreichen, über die Medien verbreiteten
Aufrufe, alte Rebbestände zu melden. Der volle Erfolg des Erhebungsprojektes wird vor allem von der Bereitschaft der Winzer abhängen, ihre alten Rebbestände bei der ARGE zu melden und wissenschaftlich inventarisieren zu lassen. Dieses einmalige Projekt bietet die letzte Chance, seltenes Sortenmaterial in deutschen Weinbergslagen ausfindig zu machen und für die Nachwelt zu erhalten.
Hinweise auf Vorkommen alter Reben sind hochwillkommen. Bitte richten Sie diese an: ARGE Erfassung
rebengenetischer Ressourcen in Deutschland Jung + Fischer GbR Lerchenweg 7; 97299 Zell am Main;
Fon: 0931 / 304 998 0; Fax: 0931 / 304 998 10;  arge@verm.de Neue Sortenfunde im ersten Jahr der Erhebung (2007)
Die Erfassungsschwerpunkte im ersten Projektjahr 2007 lagen in den rechtsrheinischen Weinbaugebieten, vor allem in Franken, Württemberg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Bisher wurden 308 nach Rebsorten differenzierte alte Weinbergsparzellen und gemeldete Standorte von Hausstöcken erfasst und inventarisiert. Insgesamt wurden 206 Sorten registriert. Davon zählen 137 Sorten zu den traditionellen oder historischen Keltersorten bzw. Tafeltrauben. Eine solch hohe Sortenzahl war nicht erwartet worden. Sie erklärt sich nur teilweise aus der Miteinbeziehung des ehemals Sächsischen Rebsortiments, das an gründerzeitlichen Talut-Mauern noch eine Sammlung von Tafeltrauben enthält, die über einen Zeitraum
von mehr als 100 Jahren gesammelt wurden. Diese entstammen vielfach anderen Herkünften als das im Westen gebräuchliche Material. Einige Sorten wie Agostenga (Mas&Pulliat 1874-1879), Halbgeschlitztblättriger Gutedel (Trummer 1841), Madeleine Violette (Mas&Pulliat 1874-1879), Frühblauer Ungar, Blaue Eicheltraube, Grauer Portugieser, Médoc noir (Nemeth 1970), Sauvignon gris (Nemeth 1970) und russische Sorten wie Bakthiari (Negroul 1970), Belorosovie oder die DDRZüchtungen Perranttraube und Juliperle sind Unikate, die es vor 1989 nur in Ostdeutschland gab. In jeder der bislang bereisten Regionen wurden ausgestorben geglaubte oder bisher nicht nachgewiesene Sorten in alten Weinbergen aufgespürt. Fast alle Sorten konnten auf der Grundlage historischer Abbildungen und ampelographischer Sortenbeschreibungen identifiziert und zugeordnet werden. Wie bei ausgestorbenen Sorten nicht anders zu erwarten, halfen genetische Fingerabdrücke mangels Referenzen nicht wesentlich weiter. Viele dieser neu wiederentdeckten Sorten haben nicht einmal in den Sortimenten
überlebt oder sind wie die B(l)atttraube als vermeintliche Referenz zur Sortenbestimmung falsch benannt. Die echte, nach Dr. Batt benannte Batt-traube (Metzger 1827) ist die Mondeuse noire, die falsche, in Sortimenten geführte B(l)att-traube muss Große Blaue Urbanitraube (Trummer 1841) heißen. Franken
Entlang des westlichen Steigerwalds wurden ganze Trupps von historischen Sorten lokalisiert, die zu den noblen altfränkischen Sorten gerechnet werden müssen. In den wurzelechten, teils noch in Kopferziehung an 3 Pfählen erzogenen, von Silvaner dominierten Rebbeständen gilt der Grundsatz: je älter desto sortenreicher. Auf den tonschweren, wechseltrockenen Keuperböden dürfte die Reblaus keine Chance haben. Zum festen Bestandteil des fränkischen Qualitätsmischsatz gehört der durch sein ledrig wolliges Blatt und kleine graugrüne Trauben ausgezeichnete Adelfränkisch (Elßholtz 1684). Obwohl noch regelmäßig anzutreffen, war die Sorte seit mehr als 150 Jahren verschollen. Mit Sauvignon, Silvaner, Räuschling und Alanttermö (syn. Jofele Frankus) gehört der Adelfränkisch zur Gruppe der Grünfränkischen. Freiherr von Babo (1844) beschrieb ihn als Weissen Grünling. Er stellt das fehlende Glied des mittelalterlichen Sortentrios Kleinfränkisch (Traminer), Mittelfränkisch (Adelfränkisch) und Großfränkisch (Großer Traminer/Räuschling) dar. Adelfränkisch und Räuschling sind wuchskräftige Kinder von Traminer mit Heunisch, sehen aber dem Traminer zum Verwechseln ähnlich. In Oberfranken hochstet beigemischt ist auch eine dem Gelben Riesling (coll. Leth) aus Österreich ähnelnde, hochvariable Sorte mit kleinen, im grünen Zustand bereits milchig weißgelben Beeren. Vermutlich ist sie identisch mit der ungarischen Sorte Kleinweiß alias Apro Feher (Nemeth1970). Synonyme sind Budai Riesling und Feher Frankos (Weißfränkisch). Kleinweiß und Adelfränkisch sind mit dicken alten Rebstämmen vertreten, sind also sehr ausdauernde und frostharte Sorten. Reg


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