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Versuchsergebnisse
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Unterlagen sind unterschiedlich empfindlich gegen Staunässe im Frühjahr. Empfindliche Sorten reagieren mit Chlorose
Empfindlichkeit verschiedener Unterlagen gegen die Staunässe
wenig | mäßig | empfindlich |
1103 P, Fercal | SO4, 125AA, 8B | 5BB, Börner, 140 Ru, 3309 C, 110 R, 420 A, 161-49 C, 41 B, 101-14, Rici, Cina |
Die Trockenresistenz der Unterlage ist auf leichten, flachgründigen und Böden mit hohem Steinanteil wichtig. Insbesondere bekommt diese Eigenschaft durch die Klimaveränderung zunehmende Bedeutung und Wichtigkeit bei der Planung einer Neuanlage.
hoch
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mäßig
|
gering
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110 R, 1103 P, 140 Ru, 5 BB, Börner |
SO4, Fercal, 3309 C, 420 A, 125 AA | Riparia, 101-14, 161-49 C, 41 B |
Die Wuchsstärke der Unterlage muss von mehreren Seiten betrachtet werden. In erster Linie ist die Bodenart zu berücksichtigen. Für nährstoffreichere, tiefgründige Böden sind schwächer wachsende, für arme, skelettreiche (steinige) oder sandige Böden sind in der Regel stärker wüchsige Unterlagen zu verwenden. Für zur Verdichtung neigende Böden sollen immer mittelstark bis stark wachsende Unterlagen gewählt werden, da schwach wachsende Unterlagen verdichtete Böden nur unzureichend durchwurzeln können.
Sehr schwach mittel sehr stark
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||||
Riparia
|
101-14
|
3309 C, 420 A, 161-49 C, Fercal, 5C, Binova, SO4, 41 B, Cina
|
5 BB, 8 B, 125 AA, 1103 P,
110 R, Rici
|
140 Ru
|
Kalk-Aktivität
|
Obere Grenzwerte
Gesamtkalk in %
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Obere Grenzwerte - Aktivkalk in %
|
Unterlagen
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gering
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15 %
|
10 %
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Riparia, 143 A
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mittel
|
30 %
|
15 %
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5C, Börner, 101- 14 MG, 3309 C, Rici, Cina
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hoch
|
40 %
|
20 %
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5BB, SO4, Binova, 8B, 125AA, 420 A, 161-49 C, 110 R, 1103 P
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sehr hoch
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60 - 70 %
|
über 20 %
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41B, Fercal, 140 Ru, 420 A, 161-49 C
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(C) Hochschule Geisenheim, Inst. für Rebenzüchtung
Fotos: (C) JKI-Institut Geilweilerhof
'Cina' ist eine von Carl Julius Bernhard Börner an der „Biologischen Reichsanstalt“ in Naumburg an der Saale in Deutschland gezüchtete Rebenunterlage zur biotechnischen Bekämpfung der Reblaus besonders auf mit Reblaus verseuchten Böden. Sie ist eine reblausresistente Unterlagensorte
'Cina' ist eine Kreuzung aus 'Kober 125 AA' × Vitis cinerea Arnold von Carl Julius Bernhard Börner.
Die Unterlage 'Cina' eignet sich nicht für feuchte und gleichzeitig kalkhaltige Böden. Sie besitzt einerseits nur eine geringe bis mittlere Kalkverträglichkeit, andererseits aber eine hohe Trockenheits- und hohe Reblausresistenz gegen die Wurzel- und Blattreblaus.
Binova - Benannt nach dem Weinbaufachmann Binstadt, der diese natürliche Mutation der SO 4 in einem Weingarten fand. In Deutschland und Österreich häufig verwendet. Halbtief wurzelnd, starkwüchsig. Für viele verschiedene Böden geeignet, mittlere Trockenresistenz, gute Kalk-Verträglichkeit. Widerstandsfähig gegen Chlorose und besonders gut geeignet für blüteempfindliche Sorten.Mithilfe von Gentests ist sie derzeit (noch) nicht von der SO4 zu unterscheiden.
Quelle: DLR Rheinpfalz
1896 bezog der ungarischen Weingutsbesitzer Sigmund Teleki in Villány 22 Pfund Samen der Wildrebe Kalk-Rebe (Vitis berlandieri) vom französischen Rebschulisten Euryale Rességuier. Wegen der damaligen besonderen Quarantänebestimmungen war der Verkehr mit grünen oder verholzten Rebteilen wegen der Möglichkeit der weiteren Verbreitung der Reblaus (Viteus vitifoliae) verboten, daher bezog Teleki Rebsamen. Er pflanzte davon etwa 40.000 Sämlinge, aus denen verschiedene Populationen resultierten, die sowohl reine Berlandieri-Typen, Berlandieri × Riparia und Berlandieri × Rupestris-Typen waren.
1904 beauftragte Franz Kober Sigmund Teleki, ihm von jeder ausgeprägten Type der Berlandieri × Riparia-Selektionen Triebe von einem ganzen Stock zu schicken.[3] Kober pflanzte die Reben in einem vom Ackerbauministerium gepachteten Grundstück am Nussberg in Wien aus.
Franz Kober hat bei seiner Selektionsarbeit etwa 50 verschiedene Typen in vier verschiedene Gruppen mit Buchstabenkennzeichnung A, B, C und D vorgenommen:
Aus rund 100 Pflanzen selektierte Kober die besonders robusten und wuchskräftigsten heraus, die er jeweils mit einem Doppelbuchstaben, welcher der Selektionsnummer nachgestellt wurde, kennzeichnete (z. B. '5 BB'). Bei der Selektion stellte sich der 5. Stock aus der von ihm mit BB bezeichneten Type als der beste für österreichische Standortsverhältnisse heraus. Er ließ diesen Stock in der städtischen Rebschule in Wiener Neustadt vermehren und trat 1920, als schon mehrere Katastraljoch 5-BB-Schnittrebweingärten im Ertrag standen, mit diesen Reben vor die Öffentlichkeit.[4]
Es war das Verdienst von Franz Kober, dass er diese wertvolle Unterlagensorte rasch verbreitete. Verschwiegen hat er die Herkunft von Teleki. Er hat sie als Kober-Rebe bezeichnet, obwohl die grundlegende Selektion von Teleki gemacht wurde. Sie ist, laut Angabe von Andor Teleki, identisch mit der 'Teleki 5 A'. Einziger Unterschied bei der Streitfrage dürfe sein, dass '5 BB' nach Angabe von Kober nur von einem Stock vermehrte, während Teleki anfangs die 'Teleki 5 A' von drei gleichen Stöcken vermehrte. Die drei Stöcke stammten jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach von einem gemeinsamen Mutterstock.[5]
Bei ihren Arbeiten haben sowohl Teleki und Kober den Fehler gemacht, sehr ähnliche Typen mit gleicher Nummernbezeichnung gemischt in Verkehr gebracht zu haben. So wurden in den Weinbauländern alsbald aus diesem Typengemisch Kober 5 BB eine Reihe von Selektionen hervorgebracht. Ferdinand Reckendorfer (Direktor der Weinbauschule Krems ) selektionierte aus der 'Kober 5 BB' die 'R 7', 'R 27', 'R 43' und die '8-35'. Carl Börner (Direktor der Biologischen Reichsanstalt in Naumburg an der Saale) selektionierte die '59 B', '64 B' und '68 B'. Diese Selektionen erreichten keine Bedeutung.
Heute stehen in den Ländern verschiedene Klone der 'Kober 5 BB', welche durch eine phytosanitäre Kontrolle gegangen sind, zur Verfügung.
'5BB' ist eine Hybridrebe aus Vitis riparia × Vitis berlandieri-Selektion von Sigmund Teleki ('Teleki 5 A') in Villány und Selektion von Franz Kober in Klosterneuburg (Niederösterreich), der sie 1920 als 'Kober 5 BB' in den Verkehr brachte.
Die Widerstandsfähigkeit der 'Kober 5 BB' gegen die Wurzelläuse der Reblaus ist gut. Sie ist hoch anfällig gegen die Blattreblaus, was aber als Unterlagsrebe keine Rolle spielt, sondern nur bei der Vermehrung der Unterlagsreben. Die Sorte bringt bei der Vermehrung gute Anwuchsausbeuten in der Rebschule. An den Boden stellt sie geringe Ansprüche und besitzt eine gute Kalkverträglichkeit und verträgt auch Trockenheit gut. Sie besitzt eine große Bodenadaptionsbreite. Auf Grund dieser Eigenschaften wird sie auch als Universalunterlagsrebe bezeichnet. Sie toleriert bis zu 20 % freien Kalk (Aktivkalk) im Boden und ist besonders gut für durchlässige leichtere Böden geeignet.
Bei Rotweinsorten kann Stiellähme und Beerenbotrytis gefördert werden. Die Unterlagsrebe besitzt ein kräftiges Wachstum, das auch bei den aufveredelten Edelsorten zu stärkerem Wuchs führt. Besonders auf sehr wüchsigen Bodenstandorten ist ein größerer Standraum für den Rebstock erforderlich. Bei blüteempfindlichen aufgepfropften Edelsorten (wie zum Beispiel: 'Riesling', 'Neuburger') kann es zu geringerem Fruchtansatz, durch verstärktes Verrieseln der Blüten, kommen. Staunässe verursacht chlorotische Blattsymptome bei der Edelsorte.
D. P. Pongrácz: Rootstock for Grape-vines. David Philip Publisher, Cape Town u. a. 1983, ISBN 0-908396-67-8, S. 58–59, S. 102.
Dr. Joachim Schmid, Frank Manty, Hochschule Geisenheim, Fachgebiet Rebenzüchtung und Rebenveredlung,
Wir danken den beiden Autoren für das Einverständnis zur Veröffentlichung!
Die Einschleppung der Reblaus in der Mitte des 19ten Jahrhunderts brachte umwälzende Veränderungen für den europäischen Weinbau mit sich. Die Verwendung von Unterlagen ist nur eine davon, vielleicht aber die wichtigste. Der Gebrauch von Unterlagen war zwar schon den Römern bekannt, hatte aber bis dahin keine große praktische Rolle gespielt. Durch die breite Einführung von Pfropfreben zur Reblausbekämpfung war nun nicht mehr nur die Wahl der richtigen Ertragssorte für den jeweiligen Standort von Bedeutung, sondern auch die der passenden Unterlage. Bei der Planung einer Neuanlage steht die Frage der Rebsorte meist im Vordergrund. Diese Entscheidung ist zum einen abhängig vom bestehenden Sortiment des Winzers zum anderen aber auch von den erhofften Marktchancen. Diese Entscheidung ist ohne Zweifel wichtig für die Zukunft des weinbaulichen Unternehmens, doch leider werden sie allzu oft so kurzfristig getroffen, dass die ebenso wichtige Frage der zu wählenden Unterlage bestenfalls durch das noch vorhandene Angebot des Rebenveredlers beantwortet wird.
In den letzten Jahrzehnten wurden in Deutschland vornehmlich Unterlagsrebsorten verwendet, welche aus der Selektion von Kreuzungen der Berlandieri x Riparia Gruppe des ungarischen Rebenzüchters Sigmund Teleki abstammen (5 BB, 5 C, 125 AA, SO 4, 8 B). Die Unterlagsrebselektionen aus Frankreich oder Italien wurden für den deutschen Weinbau als zu schwach, zu empfindlich oder zu sehr reifeverzögernd bewertet und fanden kaum Beachtung. Allenfalls eine Sorte wie die 3309 Couderc fand vereinzelt sporadische Verwendung bei einigen wenigen Winzern für ganz spezielle Standortbedingungen bei besonderen Pfropfkombinationen. Deren Veredlungszahlen waren und sind jedoch in ihrer mengenmäßigen Bedeutung sehr gering.
Zur Wieder- und Neubelebung des Weinbaus im ‘Nachkriegsdeutschland’ stand vor allem die Produktivitätssteigerung im Vordergrund, für die sich im nachhinein betrachtet die Unterlagen der Berlandieri x Riparia Gruppe als durchaus gut geeignet erwiesen. Man sollte sich auch an dieser Stelle einmal bewusst vor Augen halten welche Situation damals besonders in den klassischen Weinbaulagen vorherrschte. Die Erträge waren z.T. schlecht bis gering, und Wein war sozusagen Mangelware. Eine Steigerung der Erträge bedeutete also gleichsam eine Steigerung des Wohlstandes und ist als eine natürliche und logische Entwicklung im Sinne eines Wirtschaftswunderdenkens zu betrachten.
Die 60er, 70er, 80er Jahre bis einschließlich heute brachten vor allem technische Erneuerungen im Weinbau und Keller, mit welchen neben der Steigerung der Produktivität auch eine Reduzierung der Produktionskosten bei einer gleichzeitigen Verbesserung der Wein- (Trauben-)qualität angestrebt wurden. Auch hierbei konnten sich die ‘herkömmlichen’ Unterlagssorten der Berlandieri x Riparia Gruppe bewähren, waren sie doch in der Lage sich einer einhergehenden weitläufigen Umstellung von einer intensiven auf eine in der Tendenz eher extensiveren Bewirtschaftungsweise gut anzupassen.
Seit dem Wegfall der Klassifizierungsverordnung für Unterlagsrebsorten im Jahr 2000 ist es in allen deutschen Weinbaugebieten möglich Pfropfreben unter Verwendung aller in der EU bei den nationalen Sortenämtern eingetragenen Unterlagssorten für die Anpflanzung zu verwenden.
Sehr schnell reagierte die Winzerschaft auf diese Eröffnung neuer Möglichkeiten. Nur zu gerne bringt man die Erfolge der französischen, italienischen und der Winzerkollegen der neuen Welt in Verbindung mit den dort verwendeten Unterlagssorten. Schlagworte wie „schwachwüchsig“, „reifefördernd“, „aromabildend“ und „trockenresistent“ werden mit einigen der in Südeuropa bzw. im südlichen Mittelmeerraum bevorzugt genutzten Unterlagssorten in Verbindung gebracht. Dies trifft für die dortigen Standortbedingungen und unter den dortigen weinbaukulturellen Maßnahmen sicherlich weitgehend zu. Die Frage, ob unter unseren Boden- und Klimabedingungen und den derzeitigen Kulturmethoden die positiven Eigenschaften dieser Unterlagssorten ebenso zum Vorschein treten, bleibt aber vorerst unbeantwortet.
Bis in die 50er und 60er Jahre war es in Deutschland durchaus üblich auch Unterlagssorten wie 10114 Mgt, 161-49 C, 3309 C und Sori zu verwenden. Mit der Umstellung der Rebanlagen auf größere Zeilenbreiten und Stockabstände zugunsten der Mechanisierung haben diese Unterlagen jedoch dann gänzlich an Bedeutung verloren. Bedingt durch die höhere Einzelstockbelastung konnten diese Unterlagen den neuen Anforderungen, aufgrund eines in der Tendenz schwächeren Wuchsverhaltens nicht mehr gerecht werden. Auch die Einführung der Dauerbegrünung erforderte mehr und mehr die Verwendung von Unterlagssorten mit stärkeren Wuchseigenschaften. Die Reduktion des einstigen Unterlagensortimentes auf die heute gebräuchlichen Unterlagen geht nicht zuletzt auch auf die Änderungen in der Weinbautechnik zurück. Die deutschen Weinbaugebiete beherbergen eine Vielzahl unterschiedlicher Bodenarten bei gleichzeitig sehr heterogenen Standorteigenschaften. Schon aus dieser Sicht ist eine Öffnung der Wahlmöglichkeiten für die Unterlagssorten sehr zu begrüßen.
An die Unterlage werden heute wesentlich differenziertere Anforderungen gestellt als nur die als selbstverständlich angesehene Vermeidung von Schäden durch Reblausbefall. Ihre Wahl ist in erster Linie abhängig von der Reblausituation, der Bodenart (Wasserangebot, Nährstoffgehalt, Kalkgehalt), der Bewirtschaftungsform (Standraum, Anschnitt, Erziehungsart), der Form der Bodenbearbeitung, der Begrünung und der Ertragssorte. Alle Faktoren gemeinsam nehmen Einfluss auf die Wüchsigkeit der Anlage. Ein zu schwacher Wuchs führt zu einem ungünstigen Blatt – Frucht – Verhältnis und damit zu Qualitätseinbußen beim Erntegut. Zu starkwüchsige Anlagen führen bei blüteempfindlichen Sorten zum verrieseln, zu Verdichtungen in der Laubwand und damit zu einem erhöhten Infektionsrisiko für Pilzkrankheiten. Dazu kommt der erhöhte Arbeitsaufwand bei den Laubarbeiten. Die Unterlage ist so zu wählen, dass unter den gegebenen Voraussetzungen mit einer mittleren Wüchsigkeit zu rechnen ist. Dies sind die ersten Voraussetzungen für das erreichen einer guten Weinqualität bei ausgeglichenen Erträgen und einer langen Standzeit der Rebanlage.
Um bei der Aufklärung über die Bezeichnungen, Herkünfte und Eigenschaften dieser ‘neuen’ vornehmlich aus Frankreich und Italien stammenden ‘alten’ Unterlagssorten beizutragen, hat das Fachgebiet Rebenzüchtung und Rebenverdlung der Forschungsanstalt Geisenheim eine Auflistung der wichtigsten Unterlagsorten in Tabellenform erarbeitet.
Wir möchten an dieser Stelle deutlich darauf hinweisen, dass die Mehrzahl der in dieser Tabelle aufgeführten Beschreibungen der verschiedenen zur Verfügung stehenden Literatur entnommen sind (siehe Anhang) und sich demnach auf die Erfahrungen und Beobachtungen unserer ausländischen Kollegen beziehen, die sie mit den entsprechenden Unterlagssorten in den entsprechenden Anbaugebieten (z.B. 41 B in der Champagne) dokumentiert haben.
Die Eigenschaften z.B. einer Paulsen 1103, welche vorwiegend im südeuropäischen Raum unter eher ‘ariden’ klimatischen Bedingungen beobachtet und beschrieben wurden, lassen sich also nicht ohne weiteres auf unsere mitteleuropäischen Anbaugebiete übertragen.
Diese Tabelle soll also nur als eine reine Informationsquelle für diese Unterlagsrebsorten und nicht als Anbauleitfaden für unsere Regionen dienen.
Das Fachgebiet Rebenzüchtung ist sich durchaus darüber bewusst, dass auf dem Gebiet der Eignungsprüfung der genannten Unterlagen für unsere heimischen Regionen starker Handlungsbedarf besteht. Das Fachgebiet hat somit bereits ab dem Jahr 1994 damit begonnen in seine routinemäßigen Pflanzungen von ‘Versuchsanlagen zur Adaptionsprüfung von Unterlagsreben’ die verschiedenen französischen und italienischen Unterlagen mit einzubeziehen.
So konnten in den zahlreichen Anbaugebieten bei verschiedenen Winzern eine Vielzahl von Versuchsanlagen unter den ortsüblichen weinbaupraktischen Bewirtschaftungsbedingungen platziert werden.
In diesen Anlagen stehen neben den in Deutschland üblichen Sorten der Berlandieri x Riparia Gruppe (5 BB, 125 AA, 5 C, SO 4, 8 B) sowie der Unterlage Börner (Riparia x Cinerea) und einiger neuer Unterlagenzüchtungen aus Geisenheim, eine große Zahl der in den Tabellen aufgeführten Sorten in der Vergleichstestung. Da die meisten bestehenden Versuchsanlagen sich noch im Jungpflanzenstadium befinden ist mit aussagekräftigen Versuchsergebnissen erst im Laufe der nächsten Jahre zu rechnen.
Literaturverzeichnis:
Ambrosi, Dettweiler-Münch, Rühl, Schmid, Schumann, 1998: Farbatlas Rebsorten, 2. Auflage, Ulmer Verlag, Stuttgart, 320 S.
Galet, Pierre, 1988: Cépages et Vignobles de France, Tome I, Les Vignes Américaines, 2e Èdition, Imprimerie Déhan, Montpellier, 553 S.
May, Peter, 1994: Using Grapevine Rootstocks – The Australian Perspective. Winetitles, Adelaide, 62 S.
Manty, F., Ries, R., Schmid, J., 1999: Unterlagenselektion in Deutschland: Auch in Zukunft wichtig. Das deutsche Weinmagazin, Heft 11, S. 14 – 16
Pongrácz, D.P., 1983: Rootstocks for Grapevines, David Philip Publisher, Cape Town, 150 S.
Richtlinie 2002 /11/EG des Rates vom 14. Februar 2002 zur Änderung der Richtlinie 68/193 EWG über den Verkehr mit vegetativem Vermehrungsgut von Reben und zur Aufhebung der Richtlinie 74/649/EWG (Abl. L 53/20 vom 23.02.2002)
Schmid, J., Manty, F., Rühl, E. H., 1998: Welche Unterlage für welchen Standort? Das deutsche Weinmagazin, Heft 2, S. 26 – 30
Schumann, F., 1977: Unterlagenwahl für trockene Lagen und kalkreiche Böden. Weinwirtschaft 113, 395 - 396
Teleki, Andor, 1927: Der moderne Weinbau, Die Rekonstruktion der Weingärten, 3. Auflage, Hartleben’s Verlag, Wien und Leipzig, 124 S.
Tab. 1: Unterlagsrebsorten der Berlandieri x Riparia - Gruppe
Unterlags- sorte |
Kreuzung |
Trocken- toleranz |
Chlorose- festigkeit |
Aktivkalk- toleranz |
Wuchs- kraft |
Bewurze- lung |
Vegetations abschluss |
Pfropf- affinität |
Besondere Eigenschaften |
5 BB |
V. berlandieri x V. riparia |
mittel - gut |
gut | ~ 20 % | stark | gut |
mittel - spät |
sehr gut | große Bodenadaptionsbreite, sensibel auf trockenen, flachgründigen, sehr warmen Böden, nicht geeignet für blühempfindliche Sorten auf fruchtbaren, triebigen Böden |
SO 4 |
V. berlandieri x V. riparia |
mittel | gut | ~ 20 % | mittel |
mittel - gut |
mittel | gut | fördert den Fruchtansatz bei gleichzeitig gezügelterem Triebwuchs, sensibel bei großen Pflanzabständen / hohen Stockbelastungen, hier oftmals zu schwach |
125 AA |
V. berlandieri x V. riparia |
mittel | mittel | ~ 17% |
mittel - stark |
gut | mittel | sehr gut | für alle außer schwächere, flachgründige, verdichtete Böden, gut bei weiten Standräumen, gut bei blühempfindlichenSorten |
5 C |
V. berlandieri x V. riparia |
mittel |
gering - mittel |
~ 17 % |
mittel - stark |
gut |
früh - mittel |
sehr gut | für leicht erwärmbare, tiefgründige, mittlere, leichte Böden, sensibel bei kühlen, nassen Böden (Chlorosegefahr z.B. mit W. Burg.), gut bei blühempfindlichen Ertragssorten |
8 B |
V. berlandieri x V. riparia |
gut | gut | ~ 22 % |
mittel - stark |
mittel |
mittel - spät |
mittel - gut |
gute Trockentoleranz, Kalkverträglichkeit gut auf trockenen und warmen Böden, auf sehr schweren Böden in den ersten Jahren nach der Pflanzung etwas verzögerter Wuchs |
Binova |
V. berlandieri x V. riparia (SO 4-Mutation) |
mittel | gut | ~ 20 % | mittel |
mittel - gut |
mittel - spät |
gut | große Bodenadaptionsbreite, gut in kalkreichen nicht zu schwachen Böden, gut für blühempfindliche Sorten, Wuchs etwas stärker als SO 4 |
420 A |
V. berlandieri x V. riparia |
mittel | gut | ~ 20 % |
schwach - mitte |
schlecht - mittel |
mittel | mittel | große Bodenadaptionsbreite bei guter Kalkverträglichkeit, gut auf fruchtbaren, tiefgründigen, wüchsigen Böden, neigt zu hohem Fruchtansatz in Junganlagen, Ausdünnen in ersten Ertragsjahren unbedingt empfohlen |
161-49 Couderc |
V. berlandieri x V. riparia |
mittel |
gut - sehr gut |
~ 25 % |
schwach - mittel |
gut | mittel | mittel | gut auf kalkreichen, humosen, fruchtbaren Böden, sensibel auf schweren, kompakten, tonigen Böden bei Trockenheit, Kompatibilitätsprobleme mit diversen Ertragssorten |
34 E.M. |
V. berlandieri x V. riparia |
gut | gut | ~ 20 % | mittel | mittel | mittel | gut | gut auf leichten, flachgründigen, humosen Böden, sensibel bei steinigen, trockenen Verwitterungsböden und Mergeln |
R.S.B.1 |
V. berlandieri x V. riparia |
gut | gut | ~ 20 % | stark | gut |
mittel - spät |
gut | große Bodenadaptionsbreite, gut für kalkreiche, auch trockene Böden, gute Standortanpassung bei schwierigen Bodenverhältnissen, Chlorosefestigkeit ähnlich 5 BB |
Tab. 2: Unterlagsrebsorten der Berlandieri x Rupestris- bzw. Riparia x Rupestris - Gruppe
Unterlags- sorte |
Kreuzung |
Trocken- toleranz |
Chlorose- festigkeit |
Aktivkalk- toleranz |
Wuchs- kraft |
Bewurze- lung |
Vegetations abschluss |
Pfropf- affinität |
Besondere Eigenschaften |
Richter 110 |
V. berlandieri x V. rupestris | mittel | mittel | ~ 17 % | sehr stark | gut | sehr spät | gut | sehr wüchsige Unterlage, fördert sowohl Fruchtansatz als auch Triebwüchsigkeit, langer Vegetationszyklus, verzögert die Trauben- und Holzausreife, überwiegend im Mittelmeerraum angebaut |
Richter 99 |
V. berlandieri x V. rupestris |
gering - mittel |
mittel | ~ 17 % | stark |
mittel - gut |
spät | mittel | wüchsige Unterlage, fördert sowohl den Fruchtansatz als auch den Triebwuchs, langer Vegetationszyklus, verzögert die Trauben- und Holzausreife, überwiegend im Mittelmeerraum angebaut |
1103 Paulsen | V. berlandieri x V. rupestris | gut | mittel | ~ 18 % | stark | sehr gut | spät | sehr gut | gute Trockentoleranz, verträgt jedoch keine Staunässe, gut auf tiefgründigen, kalkreichen Tonböden, gute Kalkverträglichkeit auf schwachen, trockenen Böden, verzögert die Trauben- und Holzausreife, überwiegend im Mittelmeerraum angebaut |
140 Ruggeri |
V. berlandieri x V. rupestris |
gut - sehr gut |
mittel | ~ 30 % | stark | gut | spät |
mäßig - mittel |
robuste Unterlage, geeignet für extrem trockene, sehr kalkreiche Böden (arides Klima), verzögert die Trauben- und Holzreife, Verbreitung überwiegend im südlichen Mittelmeerraum und in Nordafrika |
3.309 Couderc |
V. riparia x V. rupestris |
gering - mittel |
gering - mittel |
~ 11 % |
schwach- mittel |
mittel |
früh - mittel |
gut | fruchtbare, tiefgründige, (Verwitterungs-) Böden mit guter Humus- und ausgewogener Wasserversor-gung, sensibel auf trockenen, kalkhaltigen, ver-dichteten, staunassen Böden, gut f. blühempfindliche Sorten |
101-14 Mgt |
V. riparia x V. rupestris |
gering - mittel |
gering | ~ 9 % | schwach-mittel | mittel-gut | früh | gut | für fruchtbare, tiefgründige, besonders tonige Böden mit guter Humus- und ausgewogener Wasserversorgung bei geringem Kalkgehalt, sensibel auf trockenen, kalkhaltigen, verdichteten und staunassen Böden, kürzerer Vegetationszyklus begünstigt frühere Trauben- und Holzausreife |
Schwarz- mann |
V. riparia x V. rupestris |
gut |
gering- mittel |
~ 10 % | stark | gut | mittel | gut |
gut für trockene, aride, kalkarme Böden, auch für kalkarme Tonböden, sehr starker Wuchs auf fruchtbaren und tiefgründigen Böden, nicht geeignet für blühempfindliche Sorten auf fruchtbaren, triebigen Böden |
Tab. 3: Unterlagsrebsorten anderer Kreuzungskombinationen
Unterlags- sorte |
Kreuzung |
Trocken- toleranz |
Chlorose- festigkeit |
Aktivkalk- toleranz |
Wuchs- kraft |
Bewurze- lung |
Vegetations abschluss |
Pfropf- affinität |
Besondere Eigenschaften |
Börner |
V. riparia x V. cinerea |
gut |
gering - mittel |
mittel - gut |
mittel - stark |
mittel - gut |
früh - mittel |
sehr gut | gute Trockentoleranz auf leicht erwärmbaren, durchlässigen Verwitterungsböden, gute Kalkver-träglichkeit in trockenen Lagen, chloroseempfindlich auf schweren, staunassen, verdichteten, kalkhaltigen Ton- / Lehmböden, vollresistent gegen die Reblaus an Blatt und Wurzel aufgrund von Nekrosereaktion |
SORI |
V. solonis x V. riparia 1 Geisenheim |
mittel | gut | ~ 15 % | mittel | gut | früh | gut | gut für wechselfeuchte, zu staunässe neigende Standorte mit schweren tonigen Böden, in tiefgründigen Böden tolerant gegen temporäre Trockenheit, Aktivkalktoleranz höher als bei 1616 C, gute Affinität mit verrieselungsempfindlichen Sorten, früher Vegetationsabschluß |
1616 Couderc |
V. solonis x V. riparia |
mittel | gut | ~ 11 % | mittel |
mittel - gut |
früh - mittel |
mittel | gut geeignet für feuchte Standorte, chlorosefest unter staunassen Bedingungen in kalkärmeren Böden, sensibel in Böden mit höheren freien Aktivkalk-gehalten (> 11 %), nur mäßige Trockentoleranz, kürzerer Vegetationszyklus begünstigt frühere Trauben- und Holzausreife |
Riparia Gloire de Montpellier | V. riparia Selektion Montpellier | gering | gering |
~ 6 % |
schwach- mittel |
gut | früh | gut | gut für fruchtbare, tiefgründige, kalkarme und jungfräuliche Böden, trocken- und kalkempfindlich, schwachwüchsig, kürzerer Vegetationszyklus, begünstigt frühe Trauben- und Holzausreife |
Rupestris du Lot |
V. rupestris Selektion de Grasset |
gering
- mittel |
mittel | ~ 14 % | stark | gut | sehr spät | gut | für fruchtbare, tiefgründige, (Verwitterungs-) Böden mit guter Humus- und ausgewogener Wasserver-sorgung, sensibel auf trockenen, verdichteten, staunassen Böden, sehr langer Vegetationszyklus, verzögert die Trauben- und Holzausreife, Verbreitung: südliches Mittelmeer |
Gravesac |
161-49 C x 3.309 C |
gut | mittel | ~ 20 % |
mittel - stark |
gut | mittel |
gut |
zeigte in der Vergangenheit gute Ergebnisse auf leicht sauren, sandig-kiesigen Böden, Aktivkalk-toleranz im mittlerten Bereich, Pfropfaffinität und Anwuchs vergleichbar mit SO 4 |
Tab. 4: Unterlagsrebsorten mit Vinifera - Erbgut
Unterlags- sorte |
Kreuzung |
Trocken- toleranz |
Chlorose- festigkeit |
Aktivkalk- toleranz |
Wuchs- kraft |
Bewurze- lung |
Vegetations abschluss |
Pfropf- affinität |
Besondere Eigenschaften |
26 G (Geisenheim 26) |
V. riparia x V. vinifera (Trollinger) |
mittel - gut |
mittel - gut |
~ 18 % | stark | sehr gut |
früh - mittel |
sehr gut | sehr wüchsige, fruchtbare Unterlage, zeigt gute Affinität mit den meisten Ertragsrebsorten, große Adaptions-breite, gutes Bewurzelungsverhalten, guter Anwuchs, frühe Holzausreife, findet jedoch aufgrund bekannter Reblausempfindlichkeit in Europa kaum noch Verwendung |
41 B Mgt |
V. vinifera (Chasselas) x V. berlandieri |
mittel |
gut - sehr gut |
~ 40 % |
mittel - stark |
mittel - gut |
spät |
mittel - gut |
für den mitteleuropäischen Raum eine der Unterlagen mit der besten Aktivkalktoleranz, kann aber bei extrem feuchter Witterung auf staunassen, verdichteten Böden auch Wuchsdepressionen und Chlorosesymptome zeigen; nicht vollständig reblaustolerant, daher nur zu empfehlen für Standorte ohne (oder mit nur geringem) Reblausdruck |
333 E.M. |
V. vinifera (Cabernet- Sauvignon) x V. berlandieri |
mittel-gut |
gut - sehr gut |
~ 40 % | stark |
mittel - gut |
mittel |
mittel - gut |
ursprünglich in Frankreich als Nachfolger für die 41 B gezüchtet, etwas bessere Chlorosefestigkeit und stärkere Wuchskraft als 41 B, konnte sich allerdings nicht durchsetzen, da sie generell keine Vorteile zur 41 B brachte, wurde weiterhin als Kreuzungspartner (siehe ‘Fercal’) verwendet |
Fercal |
V. berlandieri Colombard N°1A x 333 E.M. |
mittel - gut |
sehr gut | > 40 % | stark |
mittel - gut |
spät |
mittel - gut |
beste Unterlagsrebe für Kalkböden, Kalkverträglich-keit, Chlorosefestigkeit, Wuchskraft auf Kalkstand-orten besser als bei 41 B (Champagne), zeigt hier positive Qualitätsbeeinflussung (leicht erhöhte Mostgewichte und Mostsäurewerte - i.e. Champagne), |
TAB 5: Neue Geisenheimer Unterlagen:
Beschreibung folgt noch von Libero und Vinto.