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Wenn die Rebe leise piept

 

Wenn die Rebe leise piept

Weinbau: Im Wingert von Reinhard Antes testen die Wissenschaftler neue Bestimmungsmethode

HEPPENHEIM. Es sieht aus, als sei Hans-Peter Schwarz mit einem Metalldetektor auf Schatzsuche in den Weinbergen. Doch der Professor sucht weder Münzen noch anderes Metall. Mit der Elektronik spürt er die winzigen Transponder auf, die in den Weinstöcken stecken.

Schwarz war am Donnerstag gemeinsam mit dem promovierten Agraringenieur Rudolf Ries, seinem Kollegen von der Forschungsanstalt Geisenheim, am Eckweg in Heppenheim unterwegs. Dort, wo der Weinbauingenieur Reinhard Antes den roten Riesling anbaut. Elektronik im Wingert soll dabei helfen, Reben und deren Züchter einwandfrei zu identifizieren. Immer wieder komme es vor, dass sich – absichtlich oder aus Versehen – Weinstöcke in einen Wingert einschleichen, die beispielsweise von einem Pilz befallen sind. Um in solchen Fällen die Beweisführung zu erleichtern, ist es für die Rebenzüchter von Vorteil, dokumentieren zu können, aus wessen Züchtung der Weinstock stammt. Außerdem gibt es mittlerweile auch in der Pflanzenzucht patentrechtliche Streitigkeiten, die mit Hilfe dieses elektronischen Stammbaums beigelegt werden können.

Schwarz nennt als weiteres Einsatzgebiet für die Entwicklung den Obstbau. Er wisse von einem Fall, in dem wertvolles Zuchtmaterial des „Säulenapfels“ gestohlen und damit jahrelange Arbeit des Züchters zerstört wurde. Elektronik wird in dieser Form seit 1983 bei Tieren und Pflanzen eingesetzt. So können die Transponder auch Schweinen unter die Haut injiziert werden, um jedes Tier individuell füttern zu können. Hundehalter lassen ihren Vierbeinern Chips einsetzen, um sie jederzeit orten zu können. Professor Schwarz sagte, dass seine Responder allerdings nicht mit Rfid-Chips (Radio Frequency Identification) verwechselt werden dürfen. Das, was er in das tote Holz der Rebstöcke einsetzt, sendet keine elektromagnetischen Wellen aus, sondern bleibt so lange passiv, bis Schwarz mit seinem Detektor vorbeikommt. Schwarz, Ries und Antes sagen, dass die Entwicklung noch am Anfang steht. Allerdings ist es denkbar, dass in Zukunft auch Erntemaschinen und anderes Gerät mit den kleinen Kapseln kommunizieren. Dass das Handy klingelt und eine Computerstimme sagt: „Hallo, hier Müller-Thurgau. Ich bin reif, ich will geerntet werden“, das hält Antes noch für einen Scherz.

Quelle Starkenburger Echo / Echo Online BERND STERZELMAIER 23.8.2008

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