Am 10.1.2017 nahm der Rebsortenkundler Andreas Markus Jung zur Veröffentlichung des JKI-Instituts wie unten folgt in Facebook Stellung: (wörtlich zitiert). Demnach wären weitere wissenschaftlich Forschungen erforderlich, um die Abstammung des weißen und roten Rieslings zu klären. Wir, die Rebenveredlung Antes, würden dies finanziell unterstützen, wenn sich Partner finden. Gerne nehmen wir geeignete Vorschläge entgegen.
Wörtliches Zitat:
Ist der Rote Riesling wirklich eine Farbmutation des Weißen Rieslings?
Eine Entgegnung an die Exzellenzwissenschaft
@ Andreas Jung
Manchmal kann man sich über wissenschaftliche Veröffentlichungen nur wundern. Da sollen neue, harte Fakten aus den Genlaboren der Exzellenzwissenschaft endlich einige Antworten auf elementare Fragen liefern. Nach der Lektüre des Artikels „Roter Riesling-eine Farbmutante des Weißen Rieslings“ von Franko Röckel et al. im Weinbaujahrbuch 2017bin ich nun leider fast genauso schlau wie vorher. Den Beweis für seine Behauptung bleiben Franco Röckel und seine Mitautoren nämlich schuldig. Die Wissenschaftler der Genbank am JKI IRZ Geilweilerhof haben nur das nachgewiesen, was man sowieso schon zu erwarten hatte und in jedem Lehrbuch nachgelesen werden kann, nämlich, dass es Springende Gene (Tranposons) sind, die bei Rebsorten mit weißen und roten Farbvarianten für die Farbsprünge in den Beerenhäuten verantwortlich sind. Er nennt es Mutation, ich nenne es Farbsprung, denn die beiden hintereinander geschalteten Farbgene VvmybA1 und VvmybA2 sind in den allermeisten Fällen nicht mutiert, sondern in der Promotorregion von A1 nur reversibel blockiert. Das ist ein wesentlicher Unterschied. Verantwortlich für die Blockade sind springende Gene, in unserem Fall das Retrotransposon Gret 1, das das Ablesen der Farbgene VvmybA1-VvmybA2 und damit die Produktion von Anthocyanen in der Beerenhaut verhindert. So wird der Phänotyp der weißen Beerenfarbe nicht durch eine Mutation, sondern in den allermeisten Fällen durch eine transposonale Blockade zweier funktionsfähiger Gene verursacht.
Das Phänomen unterschiedlicher Beerenfarben ist gemeinhin bekannt, insbesondere von somatischen Chimären wie dem Tressot pannaché (Schweizer Traube), der auch als rein blaue oder rein weiße Farbvariante existiert, aber eben auch mit blau-weiß-gescheckten Beeren oder mit mehr oder weniger vielen weißen Beeren an blauen Trauben. Ein ähnliches Phänomen kennt man vom Ruländer, der in älteren Anlagen oft mit weißen, gelegentlich auch mit blauen oder sogar gestreiften Beeren anzutreffen ist. Weiße, rosa und dunkelrote, manchmal auch graue, violette oder fast blaue Traubenvarianten gibt es z.B. auch beim Räuschling, beim Sauvignon, beim Elbling, beim Traminer, beim Chardonnay, oder eben auch beim Weißen und Roten Riesling. Die genannten Sorten sind über einen oder beide Eltern miteinander verwandt. Farbvariationen, teils mit gleitenden Übergängen kennt man aber auch von nicht verwandten Sorten wie Gutedel, Trollinger oder Muskateller. In der neuen Veröffentlichung des JKI im Deutschen Weinbaujahrbuch 2017 ging es aber nur um den Roten Riesling. Mit Hilfe von Selbstungsexperimenten und der Erzeugung homozygoter Linien an den Farbgenen behaupten die Autoren, dass sie Folgendes bewiesen haben: 1) dass der Rote Riesling aus dem Weißen Riesling „mutiert“ sei und nicht umgekehrt und 2) dass das spezifische, neu nachgewiesene Farbgen des Roten Rieslings vom Weißen Heunisch herstamme, also nicht von diesem dubiosem zweiten Elternteil, der nach Ferdinand Regner eine Kreuzung aus Traminer x Wildrebe sein soll, aber hinsichtlich des an den Riesling vererbten Allelsatzes z.B. auch die Mutter des Traminers, der Blaue Traminer, ein Möhrchen oder auch ein roter oder weißer Traminer-Typ gewesen sein könnte. Dass das Farbgen des Roten Rieslings vom Heunisch stamme, wird kurz vor dem Ende des Artikels zwar behauptet, aber nicht mehr belegt. Man muss den Genetikern einfach glauben, dass es so ist. Offenbar enthält die Basensequenz vor den insgesamt drei beteiligten Farbgenen VvmybA3- VvmybA1-VvmybA2 eine Heunisch-typische Sequenz, die nicht vom Proto-Traminer stammt, jedoch auch nicht dokumentiert wird.
Zur Erinnerung, es geht um die immer wieder gerne gestellte Frage: Wer war zuerst da, die Henne oder das Ei. Auf die Rebe übertragen war der Disput darüber entbrannt, ob es die rotbeerigen Formen vor den weißen Sorten gegeben hat - oder umgekehrt, wobei die Frage schon unpräzise formuliert ist, denn man muss strikt zwischen den Ebenen Sorte und Klon unterscheiden: der Klon ist per Defintion kein neuer Sämling, sondern entsteht durch sprunghafte oder graduelle Veränderungen aus dem Ursämling, dessen Kopien im Verlaufe ihrer Lebenszeit zufälligen somatischen Mutationen unterliegen, so dass sich einzelne Stöcke im Laufe der vegetativen Vermehrungsgeschichte nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten vom Urstock durch Akkumulation spontaner Mutationen unterscheiden können. Rebsorten wie somatische Mutationen können ohne Sortenwechsel nur durch vegetative Vermehrung aufrechterhalten werden. Insofern ist der Hinweis auf die Wildreben, die immer blau seien und am Anfang der Rebendomestikation standen, bei der Diskussion um den Riesling völlig überflüssig, denn beim Weißen Riesling handelt es sich im Vergleich zum Roten Riesling nicht um eine neue Sämlingssorte, bei der die rezessiven Allele von zwei blauen oder roten Sorten nach der Rekombination des Erbguts durchgeschlagen und zu einem neuen weißen Genotyp geführt haben. Sondern beim Roten Riesling handelt sich um einen Farbklon des Weißen Rieslings oder eben auch umgekehrt. Beide weisen exakt denselben Genotyp und bis auf die Beerenfarbe dieselben morphologischen Eigenschaften des Rieslings auf.
Dieses Phänomen von Farbsprüngen ist zwischen Klonen desselben Genotyps wohl bekannt, neben spontan entstandenen grauen Trauben an Einzeltrieben z.B. in Beständen von Blauen Portugiesern findet man unter den nächsten Verwandten des Rieslings die Schwestersorten weißer und roter Räuschling sowie Weißer, Grauer und Roter Elbling, aber auch weiße, orangene und rote Traminer oder eben auch rotbeerige, rotgestreifte und weiße Heunische. Die Existenz des sog. Dreifarbigen Heunisch, einer dunkelrosabeerigen und auch auf den grünen Beeren, den Blattnerven und an den Trieben an Anthocyanen reichen Variante des Weißen Heunisch mit demselben Genotyp wird im Text meiner Kollegen völlig unterschlagen, obwohl diese Form des dunkel rosaroten Heunisch am Geilweilerhof sogar erhalten wird. Die Existenz eines grauroten Heunisch könnte aber bei der Antwort auf die Frage des Vorher-Nachher durchaus entscheidend sein, denn denkbar wäre durchaus, dass der Rote Riesling aus einer Kreuzung Dreifarbiger Heunisch x Proto-Traminer entstanden ist. Dann wäre der weiße Riesling eine farblose Variation des Roten Rieslings, die durch Auslese bevorzugt und hochvermehrt wurde und sich als Weißer Riesling im Laufe der Sortengeschichte durchgesetzt hat. Denn wenn es einen dunkelrosafarbenen und zudem deutlich weniger fäulnisanfälligen Rosaroten Heunisch gibt, sollte auch mindestens ein Elternteil dieses rosa Heunisch rote Beeren aufgewiesen haben. Und diese könnten im Atlantikum durchaus bereits von den heute als Wildarten betrachteten Vitis-Arten Nordchinas oder Turkestans beigesteuert worden sein. Denn rote Formen sind nicht erst in Ägypten oder im Vorderen Orient beschrieben worden, sondern auch in den Populationen von Vitis amurensis- agg., sowie in Populationen der im Qinling-Gebirge angrenzenden Vitis thunbergii-agg. Leider sind beide Arten schlecht definiert und weisen völlig verschiedene Versionen auf, z.B. eine historische Version der Vitis thunbergii im Curtis Botanical Magazine von 1914, die ähnlich wie Vitis x Yanshanensis (offiziell Vitis amurensis var. Yanshanensis) und wie zahlreiche zentralasiatische Kulturformen elliptische Beeren, große ästige Trauben und neben weiblichen auch zwittrige Blüten aufweist. Da es sich bei einem Großteil der feigenblättrigen V. amurensis- und Vitis thunbergii-Formen in Nordchina um kahlblättrige (V. amurensis) bzw. wollig behaarte (V. thunbergii) Naturhybriden dieser beiden Arten handelt, ist es durchaus wahrscheinlich, dass unter den Sortenmitbringseln der nordchinesischen Völker nicht nur die schon großfrüchtige und nach Cabernet-Trauben schmeckende Vitis x Yanshanensis war, sondern auch rotbeerige und andere zwittrige Ursorten, die nicht nur die Frosthärte, sondern auch die Frühreife, die Großfrüchtigkeit, die unter Monsunklima entwickelte baumartige Vitalität und Trockenresistenz, sowie die elliptischen Beeren, leider auch die Dünnschaligkeit und Fäulnisanfälligkeit der durch Sommermonsun geprägten Arten mitbrachten. Das alles sind Merkmale die den euxinisch-hyrkanischen Wildreben aus perhumiden Biotopen völlig fehlen. Über die völlig isolierten, 4 Wochen zu spät blühenden, subtropisch-mediterranen Wildformen brauchen wir gar nicht zu reden.
Aber zurück zum Riesling. Welche These ist nun richtig: Roter Riesling vor Weißem Riesling oder Weißer Riesling vor Rotem Riesling? Dazu muss man verstanden haben, wie Farbsprünge an Farbklonen von Rebsorten überhaupt zustande kommen? Denn es handelt sich bei weißen und roten Sorten in den allermeisten Fällen nicht um echte Mutationen im Sinne des Austauschs von einzelnen Nukleotiden, die bei der Replikation der DNA aus Versehen vertauscht wurden, auch nicht um echte Deletionen oder sonstige chromosomale Missgeschicke, die Gene bei der Replikation und Zellteilung funktionsunfähig machen können. Wirksam bei der großen Mehrheit der Rebsorten sind einzig und allein Retrotransposons, also springende Gene, die man als inaktivierte Überreste einer Infektion mit Retroviren begreifen kann, die sich nicht mehr selbständig vermehren können. Diese haben sich an vielen Stellen im Genom eingebaut, in unserem Fall von Gret 1 genau nach dem Farbgen VvmybA3 und vor die beiden Farbgene VvmybA1-A2, die bei allen Rebsorten vorhanden sind, auch bei den roten und weißen Sorten. Die Weißen und Roten Sorten unterscheiden sich von den blauen Sorten also nur darin, dass das zwischen das erste und zweite Farbgen gesprungene Transposon die Ablesung der beiden funktionalen Gene VvmybA1-VvmybA2 unterbricht: VvmybA3 || Gret 1 || VvmybA1-VvmybA2. Dadurch wird die Farbstoffsynthese in den Beerenhäuten unterbrochen und kein Farbstoff gebildet. Sitzen zwei Retrotransposons auf beiden homologen Chromosomenbereichen, dann bleibt die Rebsorte weiss, nicht weil die Gene mutiert sind, sondern weil die Ablesung der Gene VvmybA1 und VvmybA2 durch das hineingesprungene Transposon Gret 1 blockiert wurde. Retrotransposons sind Überreste von Retroviren, die die Pflanze irgendwann einmal neutralisiert hat, so dass sich diese nun konservativen Fragmente in den meisten Fällen nicht mehr selbst replizieren und ihre Anzahl vermehren können. Beim Menschen sollen 45% der DNA aus solchen transposonalen Elementen bestehen, die größtenteils inaktiviert sind, aber quasi als Fremd-DNA im Genom konserviert bleiben. Noch höhere Anteile von Transposons besitzt der Mais (70%). Bei Rebsorten kann das Retrotransposon Gret 1 die Blockade der Farbstoffsynthese und damit den Wechsel der Beerenfarbe von Blau nach Rot oder Weiß bewirken. Die Beerenfarbe ist bei Kultursorten nicht überlebenswichtig, müssen diese Beeren ja nicht von Vögeln zur Verbreitung der Art gefressen werden, die gewöhnlich auf anthocyanblaue oder rotviolette Beeren konditioniert sind. Damit solche transposonalen Genblockaden in den überwiegen blaubeerigen Wildrebenpopulationen nicht zu oft passierten, gibt es offenbar zellinterne Reparaturmechanismen, die besonders häufig in Sorten mit hohen Wildrebenanteilen hervorstechen, z.B. in Sorten aus der Prototraminer-Traminer-Pinot-Verwandtschaft. Diese Sorten besitzen Faktoren, die springende Gene unter gewissen, Umständen als Fremd-DNA erkennen können und dann herausschneiden. Wird ein solcher Reparaturmechanismus aktiv, wird das Transposon entfernt. Die Blockade ist aufgehoben, die Farbstoffproduktion läuft wieder an, wobei grundsätzlich ein intaktes Chromosom ausreicht, um die Beerenhaut wie beim Blauen Silvaner, Blauen Urban, schwarzvioletten Muskateller oder beim Tressot pannaché blau zu färben.
Wie wird ein weißer Riesling also rot und wieso färbt er sich nicht blau? Die Weiße Farbe ändert sich, nachdem das Transposon herausgeschnitten wurde und die Farbstoffproduktion wieder anläuft. Das Transposon springt dann meist an eine andere Stelle im Genom, hat dort aber keinen Einfluss mehr auf die Nichtfärbung der Beeren. Sieht man von den wenigen Fällen mit echten, irreversiblen Genmutationen am VvmybA2-Gen ab, so vererben die allermeisten weißen und roten, aber auch viele heterozygot blaue Sorten durch Transposons blockierte, aber intakte Farbgene an ihre Nachkommen, ganz nach Mendel auf dem Wege der sexuellen Rekombination von Merkmalen. Wie mir der französische Genetiker Patrice This vor Jahren mitteilte, besitzen nur wenige blaue Sorten z.B. der Cot gar keine Transposons vor den beiden Farbgenen VvmybA1-VvmybA2. In den meisten untersuchten Fällen von Rotweinsorten, so auch beim Spätburgunder, ist bereits einer der beiden homologen Chromosomenabschnitte mit Retrotransposons infiziert. Blaue Sorten sind also entweder dominant heterozygot oder ganz frei von Transposons zwischen den drei Farbgenen. Letztlich hängt es von den Kreuzungspartnern ab, ob eine Sorte am Ende weiß, also transposonal homozygot OO oder transposonal heterozygot (AO, AA), also rot-violett oder tief blau gefärbt ist.
Was am IRZ von den Wissenschaftlern der Genbank im Artikel nun nachgewiesen wurde, ist eigentlich nur, dass der rote Riesling ein Transposon, das die Farbstoffbildung blockierte, am vom Heunisch vererbten Chromosomenabschnitt nicht mehr besitzt. Das Fehlen des Transposons beim Roten Riesling ist nun aber fast schon trivial, da es ja ganz der Erwartung über die Natur springender Gene entspricht. Rote Sorten besitzen diese Transposons zwischen den Farbgenen an mindestens einem Chromosom nicht mehr, sonst wären sie ja weiß. Diejenigen Sorten also, die Transposons von beiden Eltern vererbt bekommen haben, färben wie der weiße Heunisch immer weiß, weil die Transposons auf beiden Chromosomen die Farbstoffsynthese in der Beerenhaut unterbrechen. Dass der Rote Riesling an den vom Heunisch vererbten Farbgenen kein Transposon mehr besitzt, ist keine neue Erkenntnis, sondern bestätigt nur die Lehrbuchmeinung. Es hätte auch das vom Proto-Traminer vererbte Transposon sein können, das herausgeschnitten wurde, das Ergebnis wäre dasselbe. Für mich neu am Artikel war nur, dass beim Herausschneiden des Transposons vom Heunisch offenbar mehr als nur das Transposon herausgeschnitten wurde. Es fehlen auch die Randbereiche der Farbgene VvmybA3~~VvmybA1, die am Anfang und am Ende des Transposons lagen und offenbar ebenfalls herausgeschnitten wurden. Das erklärt, warum das Endprodukt ohne Transposon kürzer war als die drei originalen Farbgene zusammengenommen. Diese Verkürzung der beiden Farbgene erklärt möglicherweise, warum der Rote Riesling ohne das Heunisch-Transposon nur rot und nicht blauviolett oder blau gefärbt hat. Offensichtlich wurde die Funktion des VvmybA1 durch die Abrasion der Ränder eingeschränkt, es wird vergleichsweise weniger Farbstoff produziert, die Traube färbt nur rot statt blau. Ähnliche Fälle könnte man beim rosa und roten Gutedel vermuten, oder auch beim rosa, roten, violetten und fast schwarzen Muskateller, zwischen denen die Übergänge gleitend sind. Dieser Zusammenhang mit dem Grad der Abrasion von Randsequenzen, die möglicherweise die Quantität und damit die Intensität der Farbstoffbildung beeinflussen und so die Rote Beerenfarbe verursachen, ist aber den Autoren gar nicht aufgefallen. Denn die Frage, warum färbt der Rote Riesling rot und nicht blau, wurde gar nicht untersucht, sondern mit der von den Franzosen widerlegten Hypothese beantwortet, dass zur Entstehung der Roten Farbe eines der beiden Farbgene VvmybA1-VvmybA2 zur Funktionsunfähigkeit mutiert sein müsste, so dass von einem Gen weniger Farbstoff produziert würde als von zweien. Eine solche Mutation ist aber in den wenigsten Rebsorten nachgewiesen worden, auch im Roten Riesling nicht, wie Franco Röckel und seine Co-Autoren selbst schreiben. Rote Zwischenformen gibt es beim Tressot panaché hingegen nicht, auch der Blaue Silvaner und der Schwarzviolette Muskateller oder der Rote Hänisch (Pamid) färben am Ende blau oder fast schwarz. Anstatt ein mutiertes, nicht funktionales Gen VvmybA2 zu postulieren, könnte beim Herausschneiden der Transposons die Abrasion der Randbereiche am VvmybA1-Gen zur roten, nicht blauen Beerenfarbe mancher Sorten geführt haben. Die Verkürzung des Genprodukts der 3 Gene ohne Transposon ist ja festgestellt worden. Möglicherweise verstehen wir nun, warum rote Beerenfarben auch ohne die blauen existieren können, diese Erkenntnis ist den Autoren aber leider völlig entgangen.
Roter Riesling und weißer Riesling unterscheiden sich also nur dadurch, dass der Weiße Riesling eine Transposonsequenz zwischen Farbgen A3 und A1 enthält (vereinfacht A3 || Gret 1 || A1-A2), die beim Roten Riesling entfernt wurde (A3-A1-A2). Da der rote Riesling nicht blau färbt wie Silvaner, Ruländer oder Muskateller, scheint die Ursache der ausschließlich dunkel rosaroten Farbe darin zu liegen, dass die Gene VvmybA3-VvmybA1 nach dem Herausschneiden des Transposons an ihren Enden verkürzt wurden und offenbar in ihrer Funktionalität dadurch eingeschränkt wurden (a3-a1). Welcher Elternteil die Transposon-Sequenz an den Weißen Riesling vererbt hat, ist dabei völlig irrelevant, denn auch der Weiße Heunisch muss seine beiden Transposons noch besessen und an den Riesling vererbt haben, sonst wäre er ja kein weißer, sondern ein rosaroter Heunisch und der Weiße Riesling ein rosaroter Riesling. Dasselbe gilt für den anderen Elternteil, denn nur wenn beide Chromosomen bei der sexuellen Rekombination mit Transposons bestückt wurden, färbt eine neue Sorte weiß aus. Wenn der Weiße Riesling wirklich am Anfang und vor dem roten Riesling stand, wie es die Autoren behaupten, muss er die Transposons von beiden Eltern geerbt haben. Diese waren hinsichtlich der Transposons (O) entweder heterozygot blau oder rot (AO, aO) oder wie der Weiße Heunisch homozygot weiß (OO). Dennoch schreiben die Autoren, dass eindeutig nachgewiesen werden konnte, „dass die mutierte Haplophase, die beim Roten Riesling zur Farbe führt, vom Weißen Heunisch abstammt…“. Und sie vermuten eine Rekombination als Erklärung des neuen Genprodukts. Rekombination kommt aber nur nach einer Kreuzung, also nach sexueller Vermehrung und Meiose vor, nicht während mitotischer Zellteilungen innerhalb von Klonen. Entweder der Rote Riesling entstand aus dem Weißen, dann kann es keine Rekombination, sondern nur ein Reparaturmechanismus gewesen sein. Oder die Rekombination zu a3-a1 fand bereits bei der Kreuzung zum Riesling statt. Wenn aber diese Behauptung am Ende des Artikels stimmt, dass bereits das Farbkonstrukt mit den verkürzten Farbgenen a3-a1 vom Heunisch geliefert wurde und damit nicht im Weißen Riesling durch Entfernung eines Transposons entstanden sein kann, dann kann der eine Elter des Roten Rieslings nur ein rosaroter Heunisch gewesen sein, denn der Weiße Heunisch besitzt ja seine beiden Transposons noch, sonst wäre er nicht weiß, sondern rosa gefärbt. Stammt das verkürzte Produkt jedoch vom weißen Heunisch, ergibt sich ein logisches Paradoxon, denn ein weißer Heunisch kann kein Farbgen a3-a1 ohne Transposon vererbt haben, der Dreifarbige Heunisch mit rosaroten Beeren hingegen aber schon. Wenn aber das verkürzte Konstrukt der beiden Farbgene bereits vom Rosa Heunisch vererbt wurde, dann muss auch der erste aller Rieslinge rosa gefärbt gewesen sein und kann erst später durch den Wiedereinbau eines Transposons zum Weißen Riesling geworden sein. Für die Kreuzung mit dem Rosa Heunisch spricht auch, dass alle untersuchten Klone des Roten Rieslings dieses Farbgen a3-a1 besitzen, während die Farbnuancen beim Muskateller von weiß über rot und grau zu violett und fast schwarz verlaufen. Hier muss es mehrere unabhängige Ereignisse des Entfernens von Transposons aus dem Weißen Muskateller gegeben haben, die zu den unterschiedlichsten Farbklonen führten. Dass dies beim Riesling nicht so ist, spricht für einen rosaroten Elternteil, also für den rosaroten Dreifarbigen Heunisch. Um diese Sache letztendlich wissenschaftlich zu beweisen, müsste man die Farbgene des Rosa Heunisch sequenzieren und schauen, ob die beiden Farbgene des Rosa Heunisch dieselbe Länge bzw. dieselbe Basensequenzfolge wie das verkürzte Farbgen-Konstrukt des Roten Rieslings aufweisen. Das wurde aber unterlassen, so wie der Dreifarbige rosarote Heunisch in der ganzen Diskussion erst gar nicht berücksichtigt wurde.
Wenn jedoch der Weiße Riesling vor dem Roten Riesling stand und der Weiße Heunisch das eine Elternteil war, wie es von den Autoren ohne jeden schlüssigen Beweis und entgegen aller Logik behauptet wird, spielt der Farbbeitrag der Eltern beim Roten Riesling eigentlich gar keine Rolle mehr. Denn auf jeden Fall müssen beide Eltern ihre Transposons an den Weißen Riesling weitervererbt haben, sonst wäre der weiße Riesling ja nicht weiß. Vererbt wurden offensichtlich aber auch die sortenspezifischen Reparaturmechanismen, die in der Lage sind, Transposons zu erkennen, herauszuschneiden, die beiden Gene ohne Transposon zusammenzuschweißen und so die Farbstoffsynthese wieder funktionsfähig zu machen.
Wie häufig aber sind solche Farbsprünge von weiß zu farbig? In sortenreinen, etwa 80-jährigen Silvaner-Beständen an der Saale fand ich nach eigenen Zählungen etwa 5% Blaue oder Rote Silvaner. Entweder war das Pflanzgut von Anfang an verunreinigt oder der Farbumschlag von Weiß nach Rot geschah in den 80 Jahren spontan, indem mindestens ein Transposon durch einen Reparaturmechanismus herausgeschnitten wurde. Dafür spricht, dass die Anteile blauer Formen in jüngeren Silvaner-Beständen entsprechend abnehmen. Denkbar ist ein Herausschneiden von Transposons zum Beispiel in den Phasen sehr hoher Zellteilungsaktivität, z.B. wenn nach einem strengen Winter der Stock oberirdisch erfroren war und im Frühling aus einer schlafenden Adventivknospe an der Stammbasis ein ganz neuer Adventivtrieb regeneriert wird, in dem sich Stammzellen aus inneren somatischen Zellen reembryonalisieren und ganz neu zu zweischeiteligen Stammzellen formieren. In solchen Wiedergeburtphasen, wo Anthocyane in der Epidermis des jungen Triebs als Sonnenschutz der jungen Triebe unentbehrlich sind, dürften Reparaturmechanismen an den Farbgenen der zuvor somatischen Zellen aktiviert worden sein, um Fehler bei der Neuorganisation ganzer Gewebeteile wie der neu konditionierten Epidermiszellen zu vermeiden.
Dennoch ist es keineswegs so, dass Rote Rieslinge nicht aus Weißen Rieslingen neu entstehen können. Die nur sehr vereinzelt gefundenen roten Rieslinge unter Heerscharen von alten, weißen Rieslingen an der Mosel oder an der Saale müssen von irgendwoher gekommen sein. Das kann bei isolierten Einzelfunden nur spontan durch Entfernung von Transposons auf einem der beiden Chromosomenabschnitte verursacht worden sein. Riesling ist wesentlich frosthärter als Silvaner, treibt aber viel seltener aus Adventivknopsen aus. Vielleicht erklärt das die geringe Häufigkeit roter Rieslinge unter weißen Rieslingen gegenüber der relativen Häufigkeit von Blauen Silvanern in Ausgangsbeständen von Weißen Silvanern. Dasselbe gilt für den Pinot, der nicht besonders frosthart ist und vielleicht auch für den Traminer, der in seiner Heimat im armenischen Hochland wie im Oberwallis immer wieder mit strengen Winterfrösten zu kämpfen hatte. Wenn auch selten, es gibt diese spontan aus weißen Formen entstandenen Roten Rieslinge, was von den Autoren allerdings negiert wird. Die dazu notwendigen Reparatur-Faktoren, die Transposons erkennen und herausschneiden können, sollten vom Proto-Traminer stammen, denn neben den Tressots ist es gerade die Traminer-Verwandtschaft, die für ihre reversiblen Farbsprünge an einzelnen Beeren, Trauben oder Trieben bekannt sind, auch ganz ohne die Beteiligung des Heunisch im elterlichen Erbgut. Spontane Farbsprünge in unübersehbaren Anteilen von 5-10 % sind von mir beobachtet worden in nur 50-jährigen Ruländer-Anlagen, wo immer mal wieder an einzelnen Trieben die grauen Beeren die Farbe wechselten, teils zu blau, aber viel häufiger zu weiß, teils an ganzen Trauben eines Triebs, teils nur an den einzelnen Beeren einer Traube, seltener auch als chimärische Beerenstreifung. Je nachdem, ob der Trieb vorne oder hinten am Bogen saß, werden solche Farbsprungvarianten beim jährlichen Rebschnitt wieder entfernt. Wenn man Farbvarianten dennoch gehäuft in gar nicht so alten Weinbergen findet, müssen sie noch häufiger vorgekommen sein, als man sie tatsächlich bei einem einmaligen Besuch finden kann. Denn nur, wenn der Farbsprung in den Beeren an kopfnahen Trieben stattgefunden hat, besteht die Chance, dass diese Rute als Fruchtbogen weiterverwendet wird und der Stock sich dann auch im nächsten Jahr farblich unterscheidet. Grau zu Blaufärbungen sind beim Ruländer deutlich seltener zu finden als Farbsprünge von grau zu weiß. Das beweist, dass sich herausgeschnittene Transposons an bestimmten Bindestellen auch wieder an anderer oder derselben Stelle ins Genom einbauen können. Offensichtlich gibt es in bestimmten Sorten eine Art andauernden Wettbewerb zwischen den Repaturfaktoren, die Transposons und andere Fremd-DNA oder auch mutierte DNA erkennen und herausschneiden und dem Zurückspringen dieser freien Transposons in bestimmte Stellen des DNA-Strangs, eben überall dorthin, wo es Sequenzen gibt, an die Transposons andocken und sich wie Viren einbauen können.
Dass rote Rieslinge zu weiss und weiße Rieslinge zu rot springen können, erleichtert die Beantwortung der ursprünglichen Frage nun leider überhaupt nicht. Zum Leidwesen der Züchter am Häufigsten passiert der Farbsprung von rot zu weiß. Somit ist es wahrscheinlicher, dass es eine Kreuzung mit dem roten Heunisch gegeben hat, und aus dem ursprünglichen Roten Riesling durch Einbau von Transposons an den Farbgenen weiße Formen entstanden sind, die dann bei der vegetativen Vermehrung anthropogen bevorzugt wurden, z.B. weil rote Beeren in Warmzeiten wie der mittelalterlichen, römischen oder kupfersteinzeitlichen Warmzeit oder generell in Gebieten mit heißen Sommern schneller kochen als weiße Beeren, die einen Teil der Strahlung reflektieren oder einfach durchlassen und sich so z.B. über schwarzem Schieferuntergrund nicht ganz so schnell bis zum Hitzetod aufheizen. Aber nichtsdestotrotz, nach 400 Jahren Kleiner Eiszeit könnte es auch umgekehrt gewesen sein, aus weißen Rieslingen könnten durch den Ausbau von Transposons auch rote Formen entstanden sein, z.B. nach den härtesten Wintern während der extremen Kältephasen am Ende des 15. und 16. Jahrhunderts, oder in den 1920er Jahren, als sich der letzte Rückfall in die Kleine Eiszeit ereignete. In solchen Kältephasen sind auch die Rieslinge in Osteuropa und in Ostdeutschland reihenweise erfroren. Dafür spricht, dass die meisten Roten Rieslinge an der Saale zu finden waren. Die Frage, wer war zuerst, bleibt also auch nach dem Artikel des JKI weiterhin ungelöst. Bewiesen wurde nur, was alle schon wussten, nämlich dass es des Herausschneidens eines Transposons bedarf, damit eine weiße Rebsorte rot oder blau wird. Interessant bleibt die Frage: entstehen rote, violette und blaue Sorten durch die unterschiedlich starke Abrasion von Randbereichen des funktionalen Gens A1 während einer Transposonentfernung, wie es das verkürzte rote Riesling-Konstrukt nahe legt, das vom Chromosom des Heunisch vererbt worden sein soll? Ist das erste Farbgen VvmybA3, wie im Artikel vorausgesetzt, wirklich in jeder Rebsorte nicht funktional, oder könnte die Aktivität aller drei Farbgene A3-A1-A2 zusammen die Erklärung für die Färbersorten sein? Weitergehend stelle ich mir die Frage: wieso passiert das alles nur in den Beerenhäuten, und nicht in anderen Zellen der Epidermis, die ja auch beim Weißen Heunisch an Trieb, Stielen und Blattnerven durchaus tief rot gefärbt ist?
Zum Abschluss sei noch bemerkt: Der Name des Riesling wurde sicher nicht von schwarzen Ruß der Schornsteine abgeleitet, auch wenn das ein Professor behauptet. Es gibt schon wahrlich genug Märchen in der Weinwissenschaft, man muss nicht noch neue Märchen dazu fügen, nur weil ein Professor einen Titel hat. Riesling, Riszling und Räuschling (Rüschling) haben dieselbe Sprachwurzel: Risz ist eine andere Schreibweise von Rèze, der iranischen Stammsorte aus dem Wallis. Der Name Risz oder Rüss ist also nicht exklusiv. Schon die Römer benannten die gallischen Rebsorten nach den Stämmen, die sie anbauten: so bauten die Allobroger die Allobroger-Rebe an, die Bituriker die Biturika, die Aminäer die Aminea, von der eine Aminea syriaca hieß und ein Licht auf die Walliser Rebsorten Amigne und Humagne wirft. Reze und Rusz beziehen sich auf das eisenzeitliche Volk der Russen, ein Sklavenhaltervolk wie alle indoarischen Barbarenvölker. Der Stamm der Rusz lebt heute noch in Monte Negro und prägte auch die südlich angrenzenden Abaresh und Epiruss, die ein Mischvolk aus Hapa und Rusz sind. Rajas sind als rothaarige Raga und Rugi auch aus Südnorwegen und Polen bekannt. Die Selbstbezeichnung Raga (Rugi) korrespondiert mit dem iranischen Herrschertitel Reza und mit den Rajas in Pakistan und Indien. Auch markergenetisch sind die Russen als Kernvolk der sog. Slawen und die Rajas als Kernvolk der sog. Indoarier durch den Y-Marker R1a verbunden. Es handelt sich um das Volk der Andronowo-Kultur, das von Südsibirien aus die Steppen Zentralasiens und Rußlands, einschließlich Teile Skandinaviens und des Baltikums (Riga) eroberte, ebenso wie Zentralasien und den Norden Indiens, samt Afghanistan, Pakistan (Rajastan) und Nordirak (Raqa). Die Königssaken Kasachstans waren die Raja-Saka, ein Mischvolk aus Rusza und Saka (Sacha), verkürzt Raszaki oder Ruski. Die Ruski, Noriski, Tauriski, Cheruski und Asterix (Asturiki, Österreich) der Eisenzeit lassen grüßen. Auf diese Ruzsaka geht die Rebsortengruppe der Razaki zurück, auf die ukrainischen Rusz die ungarische Rebsorte Rak szölö. Von Raja abgeleitet sind Reje, Roi oder Roy. Englisch King ist abgeleitet von den Kiang Sechuans. Das Spiel mit den Stammesnamen kann man beliebig lange und bis zu den afrikanischen !Kung (Kiang), Khoikhoi (Cucu) und Khoekhoen (Cucu-Van, Tschuktschen) fortsetzen.
Zurück zum Ries-ling. Die Liang (Lung, Ling, Leng) der Karolinger (Kura-Liang) sind ein Stamm, der einst die ungarische Leng-Yel-Kultur (Liang-Hal) mitprägte. Die mährischen Liang dürften mit den rumänischen Cucuteni während der älteren Peron-Transgresssion 4900 v.Chr. aus Ostchina in die Karpaten eingewandert sein. Nur wenig später 4500 v.Chr. ist in Dikilitash unter dem archäologischen Einfluss der südlich gewanderten Cucuteni-Kultur eine Weinbaukultur voll entwickelt. Sicher ist es kein Zufall, dass die Cucuteni Rumäniens in den Xiàjiādiàn Nordostchinas eine direkte namensethnologische Entsprechung finden, so wie die Saka in den Sechu (Sacha) Sechuans (Sechu-Van) und die Teutonen in der kupfersteinzeitlichen Dadiwan-Kultur. Diese lebten wie die Juhu (Sechu, Cucu, Sacha) in der Kupfersteinzeit am Rand des Qinling-Gebirges, züchteten Schweine und kultivierten Hirse, Reis und Wein. Der Urmia-See dürfte somit nach den Erh Ma Südwestchinas, der Sewansee und das Kubangebiet nach den Xi-Van (Kuban, Theben) und der Vansee nach den Üan benannt sein. Die Üan hießen in China Yuan (Yü-Van), in Indien Yawanas und in Südostanatolien Yuan, in Griechenland Ioania oder Ionier, in Russland I-van, in Japan Ainu (An-Yu). Diese Völker aus Nord- und Ostchina brachten uns die buntbemalte und schwarzpolierte Keramik, die ostchinesischen Hirsen, die chinesischen Aprikosen, den Schlafmohn und höchstwahrscheinlich auch erste großfrüchtige und frostharte Stammrebsorten vom Nord- und Ostrand des Qinling-Gebirges, wo die Weinamphoren der Juhu-Kultur (Cucu) 1000 Jahre älter sind als dieselben Amphoren in Georgien (Choka) oder die Amphoren der Choga (Susa) im Westiran. Sogdien, diese berühmte Weinregion im Ferghanatal ist nach den Choga-Dian, den Cucuteni (Xiàjiādiàn) Ostchinas benannt. Und welch ein Zufall, dass unsere Stammsorten mit Namen Gouais, Gueuche, Chaoutch oder Kök mit dem Namen des kupfersteinzeitlichen Dorfes Chok in Dagestan, mit den Czek in Tschechien und den Szeg-lern in Siebenbürgen, sowie mit den Choga (Susa) im Westiran korrespondieren. Unser Riesling ist also sicherlich nicht in den Rheinauen entstanden, denn er teilt mit dem Fütterer (Füllerer, Fürderer) 11 von 12 Allelen, während die "wilden" Ketschreben der 1970er Jahre ihre Allele vor allem mit Cot und Adelfränkisch teilen. Der Name Fütterer korrespondiert mit dem Ort Feldioara in Transsilvanien, wo der Deutschritterorden im Mittelalter eine Burg unterhielt. Fütterer und Riesling sind schon ein ziemlich unwahrscheinlicher Fall von genotypischer Geschwisterähnlichkeit, der nur zustande kommen konnte, weil der Proto-Traminer, der vermutlich auch ein Elternteil des Traminers (mütterlich), des Pinot (väterlich) und des Süßschwarz war, nach 80.000 Jahren Eiszeit und Inzest in den lokal isolierten Eiszeitrefugien weitgehend homozygot gewesen sein muss. Ähnliches muss man auch für die Mutter des Heunisch annehmen, die zu einer weitgehend homozygoten, spätglazialen Population in Nordchina gehört haben könnte, deren Vertreter theoretisch nicht nur Eltern des Heunisch, sondern auch ein Elternteil des Rieslings gewesen sein könnten. Nur dann erklärt sich die genotypische Fast-Identität zwischen Riesling und Fütterer, die beide zudem völlig verschieden aussehen und keine Klone sind. In Mähren oder Transsilvanien liegt auch die Heimatregion von Elbling (Mährer) und Räuschling (Rüschling), deren Eltern aus denselben glazialen Populationen wie die Eltern des Rieslings stammen sollten. Der Weinbau wäre ohne die rebengenetischen Impulse aus Asien und ohne den kupfersteinzeitlichen Zuzug der Völker aus China und Nordindien bei schwachwüchsigen, feuchtigkeitsbedürftigen und frostempfindlichen Sorten mit kleinen Trauben und geringen Erträgen stecken geblieben. Denn mehr als kleine Trauben mit Minibeeren gibt der eiszeitliche Genpool der Wildreben am Kaspischen und Schwarzen Meer nicht her. Mit Süßschwarz (Schirwaner-Servagnin), Hartblau (Orioux-Aras), Pineaux (Vainak), Côt (Jeit) und Savagnin (Sevan, Svan) kultivieren wir bis heute die Sorten der Schirwaner, Uruk, Vain-Nak (Vinca), Chatten (Tschet-schen, Jeit-un) und Svanen, auch anderer Völker wie der Cucuteni, Dadivan, Laska, Mleccha (Molukka, Malaga, Malvasia) und Silvan (Salueen, Gallen). Dies lässt sich mittlerweile anhand vieler Indizien auch archäologisch, markergenetisch und stammesethnologisch beweisen. Und dennoch soll der Name Riesling von schwarzen Ruß abgeleitet sein, weil ein Professor schwarze Pünktchen und ein paar Dreckspritzer auf der Beerenhaut in freier Assoziation mit Ruß verbindet. Wer denn denkt beim Riesling an Ruß. Wer denkt beim Rußheimer Altrhein, bei Rastadt, bei Russ im Elsass, beim Fluss Riss oder bei den Russen an schwarzen Kaminruß. Und auch die Wiederholung von fakenews macht die Fantasie von Professoren nicht zur historischen Wahrheit. wörtliches Zitat Ende