Traminer ist heute der Sammelbegriff für viele Spielarten der Bukettsorte, die meist als gelblich-rötliche, aromatische Gewürztraminer, als rote Traminer oder als weiße Spielart (Savagnin Blanc) vorkommt. Hier geht es zur Bildershow mit den rot-weißen Farbmutanten...
Die Rebsorte ist neben dem Muskateller eine der ältesten kultivierten Reben in Europa. Um ihren Ursprung gibt es verschiedene Annahmen, eine davon verlegt diesen ins alte Ägypten. Andere nennen Griechenland, von wo die Sorte nach Italien gekommen sein soll. Der deutsche Ampelograph Hermann Goethe (1837-1911) vermutete eine Abstammung von der von Plinius dem Älteren (23-79) erwähnten Aminea. Andere Quellen schreiben dies der antiken Sorte Nomentana zu. Die am häufigsten vertretene Variante deutet auf Tramin in Südtirol hin. Vermutlich aber sind alle Hypothesen falsch!
Zwar wurden Traminer-Weine aus Südtirol seit dem Mittelalter gehandelt, der Name dürfte sich jedoch auf den „Großen Traminer“ oder „Räuschling“ beziehen, der im Tirol als „Deutsche Trauben“ (Drutsch) oder „Weißer Lagrein“ seit dem Spätmittelalter erwähnt ist. Der Räuschling (Großfränkisch, Furmentin) und der Traminer (Kleinfränkisch, Furmentin) sind direkt miteinander verwandt. Der Botaniker Hieronymus Bock (1498-1554) erwähnt in seinem „Kreütter Buch“ von 1546 die Sorte als „Traminner“. Als „Heida“ (Heidentraube) erscheint er 1586 im Wallis. Vermutlich war er mit der Christianisierung der Slawen schon im Frühmittelalter aus Mähren nach Franken eingeführt worden, wo er im Fränkischen Reich als „Kleinfränkische“ bzw. „Rotfränkische“ Verbreitung fand. Pannonische Abkömmlinge des Traminers wie Grüner Veltliner, Rotgipfler und Silvaner stützen diese These.
DNA-Analysen lassen inzwischen vermuten, dass der Traminer aus Wildreben (Vitis vinifera ssp. sylvestris) selektiert wurde. Allerdings sind solche Rückschlüsse mit Vorsicht zu genießen, denn die aus Sämlingen hervorgegangenen, heute noch lebenden Wildrebenexemplare sind weit jünger als die über Jahrhunderte vegetativ vermehrte Sorte Traminer. Dennoch kann man vermuten, dass der Traminer wohl bereits zu Zeiten des Fränkischen Reichs zusammen mit anderen fränkischen Sorten aus der östlichen Awarenmark über die Donau nach Franken und Württemberg und von dort ins westliche Mitteleuropa eingeführt wurde. Verbreitungsschwerpunkt war dabei entlang der Westalpen (Savoyen, Wallis, Westschweiz) sowie im französischen Jura und im angrenzenden Elsass. Traminer und dessen Kreuzungen können als der Genpool der mitteleuropäischen Rebsorten betrachtet werden. Direkte Traminer-Nachkommen sind zum Beispiel die Sorten Elbling, Spätburgunder (Pinot Noir), Räuschling, Rotgipfler, Sauvignon Blanc, Sémillon, Silvaner und Grüner Veltliner. Ein direkter Abkömmling ist auch der im Jahre 2005 wiederentdeckte Fütterer (Traminer x Heunisch), der dem Riesling sehr nahe steht. Letzterer mag aus der Kreuzung einer dem Traminer genetisch sehr ähnlichen Rebsorte mit dem Heunisch hervorgegangen sein. Für die zahlreichen Nachkommen des Pinot stellt der Traminer eine der Großeltern-Sorten dar. Beim Cabernet Sauvignon war er ebenfalls ein Großelternteil. Der Traminer spielte somit neben dem Heunisch eine entscheidende Rolle bei der Entstehung vieler wichtiger europäischer Sorten.
Zum Stammbaum: n.n.